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Bosch, Hieronymus Erzbischof Wichmann von Seeburg, Erzbischof von Magdeburg Friedrich der Große von Preußen Friedrich Wilhelm I. von Preußen Guenther, stud.med. Johann Christian |
Erzbischof Wichmann von Seeburg Erzbischof von Magdeburg um 1110-1192 Vater des Magdeburger Rechtes Vater der ostelbischen Besiedlung
Es gibt nicht viele maßgebliche Politiker, die einer Erinnerung wert wären. Als ich darüber nachdachte, wem aus dieser Berufsgruppe ich einen Ehrenplatz auf meiner Homepage einräumen sollte, dachte ich zunächst an Herrn Walther Rathenau, den Reichsaußenminister. Ich werde diesen großen Geist und tapferen Kämpfer auch nicht aus den Augen verlieren. Zunächst aber drängte es mich dann doch, einem Manne ein paar Zeilen zu widmen, der zukunftsweisend und ausschlaggebend für die Formung meiner Heimat verantwortlich zeichnet, wie sie sich heute, fast achthundert Jahre später, dem Besucher repräsentiert. Das um so mehr, als ich, ein deutsch-slawisches Mischblut, meine Wurzeln in diesem Lande habe - tausend Jahre tief. Meine Väter und Mütter waren deutsche Bauern und wendische Fischer - keine weitreisenden Kaufleute oder zugezogenen Feudalherren. Und wenn ich von mir als einem Mischblut spreche, dann impliziert dieser Begriff, daß ich in mir sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte der Entwicklung und "Zivilisation" der Mark Brandenburg und speziell des Havellandes beherberge und mir daher aus der Liebe zur Heimat heraus anmaßen darf, über sie zu urteilen. Menschen bleiben Menschen - egal wo sie siedeln. Und wo Menschen sind, da ist immer Licht und Schatten eng beieinander. Ostelbien bildet da keine Ausnahme. Von denen, die meine Altvorderen sind, war keiner besser oder schlechter als der andere. Zugezogene wie Einheimische, die erst nach einem Jahrhunderte währenden, schmerzlichen Prozeß des gemeinsamen Lebens lernten, miteinander umzugehen, waren, obschon unterschiedlicher Herkunft und Kultur, differenten Glaubens und gesellschaftlicher Entwicklung - alle aus demselben Holz. Individuell gesehen wohnten in ihrer Brust Güte und Bosheit eng beieinander und jedweder sah seinen Vorteil und sein Fortkommen, damals wie heute. Und dennoch fanden diese unterschiedlich geprägten Menschen gezwungenermaßen zueinander. Dieses Geschehen forderte auf beiden Seiten einen enormen Blutzoll, einen Tribut, der am Ende nicht weniger als das Verlöschen einer ganzen Kultur umfaßte. Nur das Blut der Unterlegenen in ihren Nachfahren und ihre Flur- und Ortsnamen künden noch von der Existenz der einstigen Herren des Landes. Der äußerst komplexe Prozeß der Völkerverschmelzung wurde ausgelöst von den verschiedensten Ursachen. Landlosigkeit bei den Zweit- und Nachgeborenen der Sachsen, räuberische Überfälle seitens der Slawen. Religiöses Sendungsbewußtsein seitens der Römischen Kirche, Machterweiterungsbestrebungen der europäischen Feudalherren zeichneten in erster Linie für das Geschehen damals verantwortlich. Damit soll gesagt sein, daß die Geschehnisse von vor tausend Jahren stattgefunden hätten - so oder so! Es kam nur noch auf die Umsetzung an. Und ich bin der festen Ansicht, daß diese Ereignisse weitaus chaotischer und damit blutiger und tragischer über die Bühne gegangen wären, wenn die "Ostexpansion" (oder aus Sicht meiner wendischen Ahnen "Westinvasion") nicht so hervorragend projektiert und organisiert worden wäre. Der herausragendste Vertreter dieses gigantischen Unterfangens war meines Dafürhaltens der Magdeburger Erzbischof, dem diese Abhandlung gewidmet ist. Ich wage zu behaupten, daß er den Grundstein dafür legte, daß ich - ein Nachgeborener - noch heute von den Früchten der Bäume zehre, die er gepflanzt hat. Er war einer der maßgeblichen Köpfe, die die Grundlagen für den Wohlstand schufen, von dem wir noch heute partizipieren dürfen. Das klingt bei Betrachtung der zeitlichen Entfernung weit hergeholt? Gar rassistisch, wenn man den Entwicklungsverlauf der slawisch beherrschten Länder vergleichsweise betrachtet? Vergessen Sie nicht - ich bin selber Halbslawe. Aber nüchtern betrachtet - das sächsische System der gesellschaftlichen Organisation war schlicht und einfach das effizientere. Und er setzte es mit kluger Berechnung durch! Daher darf ich wohl sagen - ich stehe auf seinen Schultern - und daher sei ihm diese Seite in Dankbarkeit zugeeignet. Unter den Giganten der deutschen Reichspolitik ragen aus der "zweiten Reihe" einige Männer heraus, die sich im Laufe ihres Lebens als tatkräftige und gestaltende Persönlichkeiten von großem Einfluß profilieren konnten. Ihre Geburt verhinderte, daß sie als Kaiser oder Könige die Geschicke des Reiches hätten bestimmen können. Ihr Wirken jedoch übertraf oftmals das von gekrönten Häuptern. So kann man beispielsweise Herrn Hermann von Salza - den Chef und Hochmeister des Deutschen Ordens und Chefdiplomaten sowie Vertrauensmann sowohl des großen Stauferkaisers Friedrich II., als auch dessen furchtbaren Gegenspielers auf dem Stuhle Petri, Gregor den XII. - zu den Großen des Reiches zählen. Aber auch ein anderer Politiker dieser Zeit, ein Kleriker vom Format eines Reinald von Dassel, (Erzbischof von Köln und Kanzler des Reiches), dessen Name wohl nur noch einem engen Zirkel von Fachleuten vertraut sein wird, verdient eine seiner großen Lebensleistung entsprechende Würdigung: Erzbischof Wichmann von Magdeburg Dieser Kirchenfürst sollte zumindest in dem alten Einflußgebiet Magdeburgs östlich der Elbe bis hinunter nach Kiew in aller Munde sein. Steht doch sein Schaffen für den Pioniergeist, mit dem die ostelbischen Gebiete für die Siedler aus dem Westen Europas erschlossen wurden. Natürlich darf man bei dieser Formulierung nicht aus den Augen verlieren, daß diese Besiedlung eines bereits bewohnten Landes zu unsäglicher Last der heimischen Bevölkerung ging, die im Zuge dieser Kolonisation im Verlauf von vier Jahrhunderten assimiliert - oder sagen wir besser - ausgelöscht wurde. Der Wilde Westen Amerikas war kein Novum: Sieben Jahrhunderte früher war es der Wilde Osten Europas, die eingeborenen Indianer waren die slawischen Stämme, die seit dem Ende der Völkerwanderung Europas Osten und Mitte bis hin zur Elbe besiedelten. Es steht außer Frage, daß diese slawischen Stämme nicht aus friedliebenden Heiligen bestanden, wie die kommunistische Geschichtsschreibung es so oft und gerne verkündete. Zuverlässige Überlieferungen zeichnen uns das Bild von häufigen kriegerischen Expeditionen ins Sächsische, Thüringische oder Fränkische, deren Ziele allein im Beutemachen zu sehen waren. Daß diese Raubzüge mit Mord, Totschlag, Vergewaltigung und Brandschatzung einhergingen, versteht sich von selbst. Diese permanente Bedrohung von der Bevölkerung des Reiches abzuwenden war aber nur eine unter vielen Motivationen, die zu den Kreuzzügen gen Osten führten. Denn im Zuge der Christianisierung dürften die unterworfenen Slawen nur wenigen Christen begegnet sein. Was sie an Feuer in die sächsisch-fränkischen Territorien getragen hatten, hier wurde es ihnen im Übermaß heimgezahlt. Ihre Burgen und Ansiedlungen wurden ausradiert oder neu besiedelt, die Urbevölkerung in Randlagen oder auf wenig fruchtbare Scholle verwiesen. Der letzte Stamm, der sich noch bis in unsere Tage halten konnte und jetzt erst am Aussterben ist, sind die Sorben. Dem Klerus verband sich die Rettung der "verfluchten heidnischen Seelen und Götzenanbeter" und die nachfolgende Bekehrung zum alleinseligmachenden katholischen Glauben untrennbar mit horrenden Mehreinnahmen in klingender Münze, vermittels der rapide angewachsenen Herde christlicher Schäflein. Kein Slawe jedoch mußte sich einbilden, mit einer Taufe das Stigma eines Menschen Zweiter Klasse auch nur im entferntesten loszuwerden. Sie blieben, wie ihre besiegten indianischen Leidensgenossen Generationen später, armer, ausgegrenzter Dreck. Es stellt sich die Frage, ob man unter solchen Prämissen Kolonisationspolitikern wie Wichmann nicht die Lebensleistung absprechen sollte. Ich sage: Nein! Denn die Zeiten waren andere (vielleicht aber unterschieden sie sich gar nicht mal so sehr von der unsrigen - nur eben, daß die Historiographen von damals ihre Chroniken etwas ehrlicher und unverblümter abfaßten,) und damit differierten die vorgetragenen, als selbstverständlich begriffenen Lebensauffassungen ebenfalls von modernen Anschauungen. (Nota bene: moderne Kolonisation, betrieben durch die Global Player, Multis, Konzerne und Trusts ist nicht minder menschenverachtend und hängt im übrigen der gleichen Zielsetzung nach.) Im übrigen gewinnen die Vorgänge von damals auch heute wieder an Bedeutung. Denn die Migrationsprobleme der deutschen Nachkriegsgesellschaft mit ihren Einwanderungswellen und damit verbundenen, mitunter dramatischen Folgen für die Betroffenen aller beteiligten Nationen verlangen geradezu nach vergleichender historischer Analyse. Denn damals wie heute prallen Neuankömmlinge mit Alteingesessenen zusammen, stehen sich grundverschiedene Religionen oder Weltbilder mit höchst unterschiedlichen Werte- und Moralvorstellungen gegenüber. Eine Retrospektive bietet zumindest immer die Chance, vergangene Fehler zu erkennen und ihrer Wiederholung vorzubeugen. Betrachtet man jedoch die Kolonisation der ostelbischen Regionen unter "zivilisatorischen", sprich bevölkerungspolitischen, ökonomischen, merkantilen und infrastrukturellen Aspekten, so kann man die Leistung eines strategischen Kopfes wie Erzbischof Wichmann nicht überbewerten. Wichmann stammte vom Vater her aus dem Geschlecht derer von Seeburg, das in der Nähe von Eisleben beheimatet war. Seine Mutter, die Gemahlin des Grafen Gerhard von Seeburg, war gar eine Wettin, und somit eine Tochter des späteren sächsischen Herrscherhauses. Seine Karriere im Gefüge des höheren Klerus verlief relativ geradlinig. Stationen seines Wirkens waren unter anderem Naumburg und Halberstadt, die damals rege und mächtige geistliche und weltliche Zentren waren. In Zeitz besetzte er das Amt des Bischofs. Von dort aus wurde er nach einer umstrittenen Wahl von Friedrich I. Barbarossa aus dem Hause Hohenstaufen zum Erzbischof von Magdeburg berufen. Diese Investitur seitens des Deutschen Königs war die Folge einer gespaltenen Wahlentscheidung des kanonischen Wahlgremiums, die zwischen den Kandidaten Gerhard und Hazzo keine einstimmige Wahl treffen konnten. Der König sprach ein Machtwort und setzte Wichmann auf den Chefsessel des Archepiskopates. Unterstützt wurde er dabei von anderen namhaften und hochrangigen geistlichen Würdenträgern. Allerdings fühlte sich der Heilige Vater Eugen III. zu Rom von dieser Wahl auf die Füße getreten und kritisierte den Bruch des kanonischen Rechtes bei der "Wahl". Es gab ein Hin und Wider, zwei Legaten, die Wichmann namens des Papstes nach Zeitz zurückschicken wollten, flogen kurzerhand am Königshof raus. Ein Kardinal Gerhard teilte beinahe deren Schicksal. Zu guter Letzt folgte Papst Eugen dem Ruf seines himmlischen Herren und begab sich in die Ewigkeit. Sein Successor Anastasius IV. grummelte zwar noch ein wenig, verlieh aber dann im Jahre 1153 dem nach Rom gereisten Wichmann das Pallium. Die Sache war in Sack und Tüten. Ein neuer Stern am politischen Himmel des Reiches konnte nunmehr ungehindert strahlen. Der Rotbart (Kaiser Friedrich Barbarossa) hatte gut entschieden - jedenfalls in seinem Sinne. Zum ersten hatte er das Tauziehen mit der Kirche zugunsten der kaiserlichen Gewalt gewonnen (an der Hypothek sollte sein genialer Enkel Friedrich der Zweite Rüdiger von Hohenstaufen, gen. "das Staunen der Welt" noch bitter zu nagen haben...); zum Zweiten war ihm mit diesem geistlichen Feudalherren ein absolut loyaler Mitarbeiter und fähiger Organisator erwachsen, dem er blindlings vertrauen konnte. Das diplomatische Geschick Wichmanns muß grandios gewesen sein. Zumindest ist mir nicht bekannt, daß er, wie einige seiner unrühmlichen Nachfolger ein Raufbold und Schlagetot gewesen ist. So sind seine vielen Erfolge im Bereich der Politik, Wirtschaft, Besiedlung und der Verbreitung des epochalen Magdeburger Rechtes seinen geistigen Fähigkeiten zuzurechnen. An seiner Wirkungsstätte, dem damals noch existierenden großartigen Romanisch-Ottonischen Dom, nahm Wichmann also im Jahre des Herren 1152 die Arbeit auf. Wir reden gemeinhin vom "finsteren Mittelalter" und vergessen dabei, daß auch diese Gesellschaftsform zur damaligen Zeit ein Höchstmaß an Organisation uns Struktur beinhaltete. Die Verwalter dieser frühstaatlichen Gebilde hatten wenig gemein, mit den saufenden, sich ewig prügelnden und herumhurenden, auf Bärenpelzen schnarchenden Feudalherren, die, wenn sie nichts anderes zu tun hatten, entweder jagten oder ihre Bauern schikanierten. Wie Wichmann, der nicht durch Simonie an sein verantwortungsvolles Amt gekommen war, so gab es etliche, die sich als hochspezialisierte und studierte Fachleute mit Leib und Seele den Aufgaben widmeten, denen sie sich in dieser Position zu stellen hatten. Ich kenne mich mit Computerspielen nicht eben aus. Aber es gibt da ein paar Siedlerspiele, die die Neubesiedlung eines Landstriches simulieren, oder Spiele wie "Die Hanse®", die sich ebenfalls mit der Expansion kaufmännischen Zuschnitts befassen. Wer Zeit und Muße findet, sich mit diesen Spielen zu befassen, kann am heimischen Bildschirm nachempfinden, wie schwer es ist, alle die Dinge im Auge zu behalten, die zum Gelingen eines Besiedlungsprojektes erforderlich sind. Vernachlässigt man nur ein paar essentielle Komponenten, so geht das Ganze mal eben schnell den Bach runter. Ein Spiel kann man neu starten. Erzbischof Wichmann hatte diese Möglichkeit nicht. Scheiterten seine Planungen und die daraus resultierenden Unterfangen, so konnte dieses Versagen für Tausende Seelen das definitive Aus bedeuten. Denn von den Neusiedlern aus dem Westen war Pioniergeist gefordert. Zwischen der Elbe und dem Ural wogte damals noch ein paneurpäischer Urwald, der nur hin und wieder durch ein paar Lehmhütten und Erdhöhlen der slawischen Urbevölkerung gelichtet war. Ansonsten gab es über hunderte Meilen nur Wildnis, Wildnis und nochmals Wildnis. Es war schon eine Herkules-Arbeit, ohne Kartenmaterial und weitreichende Geländekenntnis neue Ortschaften und Marktflecken an strategisch und ökonomisch sinnvollen Punkten zu gründen und dann auch mit Leuten zu besetzen, die den Aufbau vor Ort und die Installation gesellschaftlichen Lebens tatkräftig und erfolgversprechend umsetzen konnten. So ganz nebenher mußte kluge Reichspolitik gemacht werden, die ewigen Querelen mit den eigenen Leuten vor Ort im Zaum gehalten werden, Verträge ausgehandelt und unterzeichnet werden, Rechtsnormen entwickelt werden.... Wann der Mann geschlafen hat, ist mir ein Rätsel. All dem ist zu entnehmen, wieviel ein einzelner kluger Kopf zu leisten in der Lage ist, wenn er es versteht, den Tag überlegt einzuteilen und zu nutzen. Daß Erzbischof Wichmann seine Zeit nicht vertrödelt hat, dürfte keines Beweises bedürfen. Insofern darf man Erzbischof Wichmann als leuchtendes Beispiel eines nicht korrupten und/oder selbstsüchtigen Regierungsbeamten betrachten, dessen immense Tatkraft noch heute in den Früchten seines Schaffens zu erkennen ist.
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© B.St.Ff.Esq.,
Pr.B.&Co,2003 |