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Dreckbeen
K. K. Bajun
Was macht ein Kater namens Dreckbeen
in der Riege erhabener Persönlichkeiten? Eine unerhörte Blasphemie?
Hat ein Tier etwas zu suchen auf einem solchen Podest? Und noch dazu
eines mit solch einem sprechenden Namen? Zieht man die ganze Seite „Persönlichkeiten“
damit nicht ins Lächerliche, führt sie gleichsam ad absurdum?
Nun, um dieses Fragen zu beantworten, muß man sich erst einmal
klar machen, nach welchen Kriterien der „Landbote“ wichtet.
Für uns ist es unerheblich, welch biologischen Stammes ein Kandidat
ist – er muß Persönlichkeit haben, um in die Reihen
der von uns mit einer Seite bedachten Persönlichkeiten aufgenommen
zu werden. Und diese Persönlichkeit muß eine gewisse Ausstrahlung
gehabt haben, von der andere für ihr Leben profitieren können.
Das ist die Meßlatte, die wir anlegen.
Und dieser kleine struppige und räudige Kater aus dem Dorfe R.
bei B. wurde diesen Maßgaben in vollem Umfange gerecht. Dafür
stehen wir ein!
Denn Dreckbeen war ein Kämpfer durch und durch. Er war das Symbol
schlechthin, welches sich das Leben für seine unbedingte Zähigkeit
gewählt hatte. Er war ein Frontsoldat bis in die Krallenspitzen.
Wir verfügen nur über eine einzige, leider etwas unscharfe
photographische Aufnahme unseres kleinen, vierpfotigen Helden. Was tut’s?
Man kann ihn sich vorstellen als ein erbärmliches kleines Viehchen,
einäugig wie der germanische Götterchef Wotan, auf drei Beinen
hinkend, die Öhrchen zerrissen, im Fell große Lücken
klaffend. Und doch war er das Gestalt gewordene Hohelied auf die Widerstandskraft
eines geschundenen Lebens.
Dreckbeen war kein Freiheitskämpfer, noch hat er sich für
irgend jemanden aufgeopfert. Er hat niemandem das Leben gerettet außer
sich selbst. Aber wir wollen hier auch keine rührseligen Heldengeschichten
mit Tieren in der Hauptrolle erzählen. Das überlassen wir
Hollywood, die können das besser.
Dieser Kater hat nur für sich allein gestanden. Aber genau das
ist es, was so viele haltlose Menschen von ihm lernen könnten:
Für sich dazusein um jeden Preis, ohne viel den Sinn oder Unsinn
zu erfragen, der vielleicht dahinter stünde. Diese ewige, selten
zu etwas Vernünftigem führende Fragerei: wer oder was bin
ich und warum…
Sicher, Dreckbeens Kater-Natur brachte es mit sich, daß er sich
diese Frage per se nicht vorlegen konnte. Aber kann man denn nicht daraus
auch lernen?
Viele Menschen, die ihre kostbare und einmalige Lebenszeit mit zehrenden
und nutzlosen Selbstzweifeln vergeuden, täten besser daran, sich
ein Konterfei dieser kleinen Ein-Mann-Armee auf den Nachtschrank zu
stellen, um ihre Lebenseinstellung der seinen Tag für Tag ein wenig
mehr anzugleichen.
Doch Achtung! An dieser Stelle soll nicht dem schrankenlosen Egoismus
das Wort geredet werden. Katzen sind in der Regel Einzelgänger,
Menschen Rudeltiere. Das wissen wir auch. Nur, das heißt doch
nicht, daß es verboten wäre, von der andersgearteten Kreatur
zu lernen! Worin sonst hätte das Ziel der Beobachtungen eines Konrad
Lorenz bestanden. Nein, wir sollen die Kreatur nicht nachäffen,
nicht schnatternd, bellend oder miauend durch die Gegend rennen –
aber das Verhältnis der nicht mit „menschlicher Vernunft“
begabten Tiere zum Leben zu reflektieren, das muß erlaubt sein!
Und Dreckbeen hatte noch eine Eigenschaft, die ihn heraushob und für
eine Ehrenbezeugung prädestinierte: er blieb, was immer er in seinem
harten Leben auszufechten hatte, ein freundliches Tier. Voller Vertrauen
ging er auf Unbekannte zu, war nicht giftig oder ängstlich.
Irgendwann muß der Bruder Tod vom allmächtigen Vater Israels
den Auftrag erhalten haben, Dreckbeen zu seinen Vorfahren zu versammeln.
Ich kann mir vorstellen, daß der Vollstrecker des göttlichen
Willens über diese Aufgabe alles andere als glücklich war.
Denn er hatte mit härtestem Widerstand zu rechnen. Letzten Endes
aber mußte sich auch dieser kleine Katzenkrieger geschlagen geben.
Was bleibt, ist die Erinnerung an ein Tier, was wie keines sonst einen
unbändigen Lebenswillen verkörperte. Und diese Erinnerung
hallt nach. In uns bleibt dieser kleine Dorfkater mitsamt seiner Botschaft
lebendig.
Dreckbeen
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