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Der Schlaf der Vernunft –
oder: wer die Konten führt, wird frech

Streben Banken jetzt hoheitliche Rechte an?

Don M. Barbagrigia

Havelsee. Eine junge Frau steht am Schalter einer havelländischen Sparkasse. Sie legt ihr Sparbuch vor und sagt: „Ich hätte gerne € 15.000 abgehoben!“ Der Kassierer fragt: „Wozu brauchen Sie das Geld?“

Wir lassen diese ungeheure Unverfrorenheit erst einmal ein paar Augenblicke sacken. Zumindest solange, bis sich die ersten Leser wieder von Ihrem Ohnmachtsanfall erholt haben und einigermaßen Luft bekommen. Also weiter: Ein gediegener und ehrlicher Mann in Lohn und Brot bekommt an einem Freitagvormittag einen Anruf von einer Brandenburger Sparkasse – man merkt schon, es handelt sich um die MBS – die Mittelbrandenburgische Sparkasse, eine von vielen im Sparkassenverbund. Der Anrufer teilt dem verdutzten Manne mit, man habe verdächtige Kontenbewegungen auf dem Konto seiner Ehefrau bemerkt, werde den Verdacht der Geldwäsche nicht los und überhaupt, „nicht, dass wir da einen Zusammenhang sehen würden, aber Sie wissen ja, Ihre Partnerin (nota bene! – warum nicht gleich Komplizin statt Ehefrau?) ist ja afghanische Staatsbürgerin …“ Aha! Die Katze ist aus dem Sack.

Rassismus in ihren Reihen, also dagegen verwahrt sich die Sparkasse ganz vehement. Es ist nur so, dass man den Taten landläufig mehr Wahrheitsgehalt zubilligt, denn den Worten. Also was war der Hintergrund?

Der Mann und die Frau unterhalten ein Sparkonto bei der Commerzbank. Auf und von einem Sparkonto lassen sich nun einmal nur Bareinzahlungen und Barabhebungen vornehmen. Das Girokonto des Ehemannes liegt bei der Targobank und die besitzt in der Chur- und Hauptstadt keinen Schalterverkehr, nur einen Automaten, und der kann – wie weitsichtig bei Verzicht auf Schalterverkehr – nur Auszahlungen vornehmen. Die nächsten zur Bareinzahlung befähigten Automaten befinden sich in Potsdam und in Zehlendorf. Weit weg, man möchte es ungern zu Fuß gehen, zumal, wenn man ein Invalide ist.

Die Frau und der Mann sind den Antiquitäten verfallen, und wo sie so eines schönen Stückes habhaft werden können, da mobilisieren sie schon einmal das Ersparte und kaufen drauf los. Das Ersparte lässt sich aber leider nur über das Konto der Frau bei der Sparkasse mobilisieren, weil just dieses Kreditinstitut, bei den Eheleuten quasi um die Ecke gelegen, über die komfortable Möglichkeit verfügt, Bargeld an ihren Automaten einzahlen zu lassen.

Weil nun die Ehefrau keine Fahrerlaubnis hat, fährt der Mann zur Commerzbank, holt die Summe – bei Antiquitäten von Format handelt es sich selten um Vier Mark fuffzich – zahlt diese auf das Konto der Ehefrau mit seiner MBS-Sparkassenkarte ein – er ist ja verfügungsberechtigt, wie das unter guten Eheleuten so üblich ist – und … überweist sodann die dem Girokonto seiner Frau gutgeschriebene, transaktionsfähige Summe dem Händler, der die Delfter Vase, die Königsberger Zinnkruke oder das Gemälde aus dem englischen frühen 19. Jahrhundert feil bietet. Da haben wir also die Geldwäsche!

Als der Mann auf diese Weise die Kautionssumme für die neue Wohnung der Familie überwies, platzte dem Kreditinstitut der Kragen und es droht über seinen Mitarbeiter am Telefon dem Ehemann an, er soll dies unterlassen, die „Controlling“-Abteilung habe ein Auge auf ihn, man werde widrigenfalls „andere Saiten aufziehen bis hin zur Kündigung des Kontos …“

Der Mann reagiert mit einem wütenden Schreiben:


Mesdames et Messieurs,

am Freitag, dem 7. August h. a. hatte ich gegen neun Uhr vormittags eine fernmündliche Unterredung mit einem Mitarbeiter Ihres Hauses (Anschluss 03381 32086 1912).

Dieser trug ernsthafte Bedenken darüber vor, dass ich in der vergangenen Zeit des Öfteren Bareinzahlungen auf das Konto meiner Frau getätigt habe, um dieses Geld dann an verschiedene Adressaten zu überweisen. Das untersage er mir hiermit und drohte mir den Vorbehalt weiterer Schritte bis hin zur Kündigung des Kontos an. Es bestünde der Verdacht krimineller Geldwäsche.

Vorweg: Diese beispiellose Blasphemie sprengt mit Leichtigkeit alles, was mir an Skandalen selbst während meiner Tätigkeit als Chefredakteur eines mittelständischen Verlagshauses je untergekommen ist.

Nur zum besseren Verständnis: Meine Ehefrau (persische Generalstocher und ich, Chefredakteur a. D., Gründungspräsident des Deutschen Sumo Bundes e. V. im Deutschen Judo Bund, Vertreter des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin e. V. für den Verbandsbezirk West) zählen in Ihrer Wahrnehmung offenbar zum kriminellen Prekariat, dem es nicht zusteht, eines seiner Steckenpferde im Sammeln von Antiquitäten (Gemälden, Mobiliar, Böhmisches Waldglas, Zinn, Delfter Keramik, bibliophile Kostbarkeiten und australische Golddollars) zu definieren und dafür ein Sparkonto bei der Commerzbank im Reichsbankgebäude zu unterhalten.

Nun liegt es in der Natur der Sache, dass man keine Gelder von einem Sparkonto an ein anderes Girokonto transferieren kann. Man muss diese Gelder zunächst bar abheben und dann einem Girokonto gutschreiben. Genau das habe ich getan. Um diese Summen meinem eigenen Konto bei der Targobank gutschreiben zu können, müsste ich jedoch jedes Mal nach Potsdam oder Zehlendorf fahren, da es in Brandenburg an der Havel weder Schalterverkehr noch einen Einzahlungsautomaten gibt. Daher nutzte ich Ihren Service, den ich bislang so überzeugend fand, dass ich mit dem Gedanken spielte, ein gemeinsames Girokonto mit meiner Ehefrau bei Ihnen zu eröffnen, sollten Sie mir dieselben Konditionen gewähren, wie die Targobank.

Das ist nun definitiv Geschichte! Und eines noch hinterher: Wie viel Geld wir auf diesem Sparkonto gehortet haben und aus welchen Quellen dieses stammt, geht Sie einen Dreck an! Noch hat eine Sparkasse keine hoheitlichen Kompetenzen und wird sie mit Gottes Hilfe niemals bekommen!

1. Wenn Sie den Anfangsverdacht einer kriminellen Geldwäsche haben, dann haben Sie diesen Verdacht nach § 138 StGB den staatlichen Ermittlungsorganen (Polizei, Zoll, Staatsanwaltschaft) zu melden und nicht den Büttel aus eigener Machtvollkommenheit im vorauseilenden Gehorsam zu spielen, welcher der staatlichen innenpolitischen Zielstellung buckelt, welch selbige unter fadenscheinigen und hanebüchenen Vorwänden den Bargeldverkehr der Bürger sukzessive abzuschaffen trachtet, um Orwells Albtraum „1984“ etwas näher zu kommen. Ich lasse derzeit prüfen, ob dieses Verhalten bereits die Voraussetzungen des § 132 StGB erfüllt und damit als justiziabel zu bewerten ist. Und seien Sie im Vorfeld informiert, dass mich Ihre betriebsinternen Regularien dabei nicht einmal peripher tangieren.

2. Aber der Kollege wies schon mit einem Freud'schen Versprecher auf einen anderen bemerkenswerten Umstand hin, der bei mir nach dem juristischen Grundsatz „Entscheidend ist immer der Empfängerhorizont“ und dem guten alten deutschen Sprichwort „Je mehr sich einer entschuldigt, desto verdächtiger macht er sich!“ alle Alarmglocken läuten ließ. Das umso mehr, als ich mich gerade im Rahmen einer universitären Semesterarbeit mit dem Problem des „strukturellen Rassismus“ befasse. Natürlich ist es purer Zufall, dass meine Frau ethnische Afghanin ist, nicht wahr? Ich kann Ihnen das nicht beweisen – aber dass sich der Eindruck in mir nach dem Grundsatz manifestiert hat, dass ich eher an einen Specht denke, wenn es im deutschen Wald über mir flattert, als an einen Kolibri, Flughund oder Papagei – dafür haben Sie schon einmal gesorgt. Und dass sich unsere Geschäftsbeziehungen unter dergestalten Prämissen auf sehr dünnem Eise bewegen, sollte keiner näheren Erklärung mehr bedürfen. Hier wird von Ihrer Seite der Anschein erweckt, dass unterschiedslos und im Rahmen eines vorverurteilenden und hirnlos-algorithmengesteuerten Verdachts das bösartige Klischee vom kriminellen, Geld waschenden Ausländer bedient wird. Wie gesagt, wenn Sie diesen Verdacht hegen, begründen Sie ihn vor den Ermittlungsorganen und wir verhandeln das vor einem deutschen Gericht. Ich bin immer noch Journalist genug, um diesem Falle bundesweite Aufmerksamkeit zu verschaffen, das schwöre ich Ihnen bei des Teufels Großmutter!

3. Ich habe einen Teil meiner Lebenszeit nicht beim Ministerium für Staatssicherheit hinter Gittern verbracht und mir 1989 meine Freiheit erkämpft, um mir diese von einer „Sparkasse“ dreißig Jahre später wieder nehmen zu lassen. Ich habe den Eindruck, dass die Hybris in Ihrem Hause mittlerweile Karneval feiert und Ihr Haus sämtliche Bezüge zur Realität verloren hat. Das muss man sich mal vorstellen: Eine Sparkasse greift Mielkes abgerissenen Faden der Bespitzelung, des Versuchs der Kontrolle und der persönlichen existentiellen Bedrohung (Kontoentzug) freier und mündiger Bürger auf und behandelt diese wie kleine Kinder, denen sie vorschreiben will, wie und welchem Maße sie mit ihrem persönlichen Gelde zu verfahren hat – das brüllt geradezu nach einer entsprechenden Reaktion. Das vor dem Hintergrund der jüngsten Skandale, die mit deutschen Sparkassen in Verbindung gebracht werden. Ich spreche von den bundesweit thematisierten Kündigungen von für Sie nicht mehr lukrativen Altverträgen; ich spreche davon, dass Sie auf meine Spareinlagen in Ihrem Hause keine Zinsen mehr zahlen, aber trotzdem mit unserem Gelde zu Ihrem Vorteil operieren. Sind diese Summen „Peanuts?“ Um das unselige Wort Ihres Finanzer-Kollegen Hilmar Kopper aufzugreifen, als er kommentierte, wie er sich zum Schaden von vielen kleinen Handwerksbetrieben vom „Baulöwen“ Schneider hat übers Ohr hauen lassen … Das sind sie! Es sind Peanuts. Aber Peanuts sind auch meine Einzahlungen auf das Konto meiner Frau und die Begleichung von Forderungen aus unseren Antiquitäten- und Gold-Ankäufen oder der Überweisung unserer Kaution für unsere neue Wohnung.

4. Ihr Kollege droht mir im Wiederholungsfall „ein Schreiben“ von anderer Stelle und Sanktionen bis hin zu Kontenkündigung an? Glauben sie tatsächlich, wir wären von IHNEN abhängig, von einer Sparkasse, deren Konten im selben soziokommunikativen Kontext verortet sind, wie eine Mitgliedschaft in der AOK? Wer von uns beiden dem anderen den Stuhl vor die Tür setzt, ist nur noch eine Frage der Formalität. Das ist ja wohl der Gipfel! Machen Sie sich bewusst, dass Sie von UNSEREM GELDE leben – und nicht umgekehrt! Oder träumen Sie weiter – das kann uns völlig wurscht sein. Sie sind nicht die Einzigen auf dem Markt, falls dass in Ihrem augenscheinlichen Elfenbeinturm noch nicht angekommen sein sollte.

5. Ein Letztes, das mich – den deutschsprachigen Journalisten – misstrauisch macht: Eine „Controlling-Abteilung“, ja? Dinglish – das Markenzeichen aller, die sich eine Fassade der großen weiten Welt geben wollen. „Mehr scheinen als sein“ – das ist im modesten Lande Preußen fürwahr suspekt. Unter seriösem Verhalten vermag ein bodenständiger Preuße ein solches Gebaren nicht zu subsumieren. Seriosität jedoch ist das wichtigste Kapital eines Kreditinstituts – jedenfalls war es das mal.

Mit der Sparkasse verband ich einmal Anstand, Seriosität, Vertrauenswürdigkeit, Stabilität und Fairness. Jedes einzelne dieser Attribute haben Sie bei meiner Frau und mir restlos und ohne Not verspielt. Das ist sehr schade, aber nicht zu ändern.

Wir sehen Ihrer Entschuldigung für diesen Skandal und den baldigen Abwicklungsmaßnahmen zur Erledigung der bei Ihnen geführten Konten entgegen.

Mit wütendem Gruß

xxxxxxxx (auch namens meiner Frau)

Natürlich dementierte die Sparkasse. Sie verwahrte sich gegen die Vermutung des Rassismus, sie verwies auf die Abgabenordnung, etc. etc.

Kein Wort von Einsicht und Entschuldigung. Warum auch?

Als die Ära der Lohntüten zu Ende ging, als der bargeldlose, bequemere Zahlungsverkehr mit Kreditkarten und Online-Banking immer mehr Bedeutung gewann, da wandelte sich auch die Position der Kreditinstitute.

Waren sie vordem Einrichtungen, denen die Leute das hart erarbeitete Geld in der Hoffnung anvertrauten, es sei auf der Bank sicherer aufgehoben, denn im Sparstrumpf unterm Bette und es möge vielleicht noch ein paar Groschen Zinsen bringen – so sind haben sie sich nunmehr zu willigen Erfüllungsgehilfen eines Staatswesens gewandelt, das seiner immensen Verschuldung von über 2,5 Billionen Euro nicht mehr Herr wird und danach trachtet, das Privatvermögen seiner Bürger in Haftung zu nehmen.

Bankgeheimnis – dieses Wort dürfte für die heutige Generation von Sparkassenkunden ebenso unverständlich sein, wie eine Hieroglyphe, als sich Monsieur Champollion daran machte, den Stein von Rosetta zu dechiffrieren.

Datenschutz? Das gilt nur für öffentliche Behörden, welche die Bürger penibel zu Tode schützen und denen auf Nachfragen nicht einmal mehr das eigene Geburtsdatum verraten. Für Banken, Finanzämter, Meldebehörde, Polizei und Staatsschutz, kurzum für sonst beinahe jedermann ist der Bürger längst transparenter als die gläserne Frau im Dresdener Hygienemuseum.

Die Controlling-Abteildung einer Sparkasse begnügt sich nicht mehr, betriebsinterne Vorgänge zu überprüfen – sie überprüft ungeniert und frech die Kunden der Bank!

Natürlich in Bezugnahme auf eine gesetzliche Grundlage: die Abgabenordnung (AO) – aber was ist diese AO, die es der Bank scheinbar erlaubt, hoheitliche Rechte in Bezug auf die Prävention von Straftaten wahrzunehmen? Natürlich ist die AO das Produkt eines demokratisch erfolgten Gesetzgebungsverfahrens. Und im Worte „Demos“, Bestandteil des Wortes „demokratisch“ steckt die Krux. Die Faulheit, Bequemlichkeit und Dummheit des Volkes ließ es zu, dass eine Abgabenordnung initialisiert werden konnte, die einer Generalermächtigung gleichkommt.

„El sueño de la razon produce monstruos“, untertitelte Francisco de Goya einst eine seiner berühmtesten Zeichnungen. Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer – diese Erkenntnis hat sogar die Aussagekraft und den Charakter eines Naturgesetzes.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte bekommt Schnappatmung, wenn ein Vereinsvorsitzender die Anschriften seiner Vereinsmitglieder speichert, um Rundbriefe schreiben zu können. Aber das hier, DAS HIER – diese Sauerei von epochalem Ausmaß, dieser katastrophale Eingriff in die Persönlichkeitsrechte freier Bürger, diese Bespitzelung und Bevormundung bei privatesten Angelegenheiten – das lässt den Bundesdatenschutzbeauftragten völlig kalt. Wie auch anders? Denn hier geht es nicht um Albernheiten in Form eines Feigenblatts, sondern um knallharte finanzielle Interessen des Staates, der seine Einnahmen optimieren will und dabei auch seine eigene Gesetzgebung konterkariert respektive. ggf. anpasst. Man denke nur an den Ankauf der „Steuer-CD“ aus der Schweiz.

Wenn ein Polizist ohne Gefahr in Verzug und richterlichen Beschluss in privaten Wohnraum eindringt und dort unwiderlegbare Beweise für das kriminelle Verhalten des Verdächtigen findet, so gelten diese Beweise vor Gericht nichts – dürfen nichts gelten, weil sie unrechtmäßig beschafft wurden. Das ist manchmal hart, dient aber dem Schutz und der Freiheit der Bürger. Es dient dem Schutz des Rechts.

Hier aber bricht eine Bank unter dem Deckmäntelchen des Rechts in die Privatsphäre freier und unbescholtener Bürger ein.

Man mache sich das Ungeheuerliche dieses beispiellosen Vorgangs an einem simplen Beispiel deutlich:
Gesetzt den Fall, Sie leihen sich Geld und Ihr Gläubiger dringt in Ihre Wohnung ein, um sich zu überzeugen, dass sie die geliehenen Taler auch zurückzahlen können. Schon das wäre eine kriminelle Tat, die man aber noch aus dem Gefühl heraus nachvollziehen könnte: Da hat jemand Angst um sein Geld … na ja.

Aber nun umgekehrt: SIE leihen jemandem Geld und der bricht bei Ihnen ein, um sich ein Bild von Ihren Verhältnissen zu machen … Lassen Sie das sacken! Lassen Sie das jetzt auf sich wirken!

Er lässt sich selbst auf frischer Tat erwischen und behauptet rotzfrech, er tue dies, um kriminellen Taten generell und speziell in Ihrem Falle vorzubeugen! Das ist der Hammer! Ein Einbrecher gibt vor, die Gesellschaft und sich selbst und am Ende auch noch sie vor Kriminalität schützen zu wollen. Ist Ihnen klar, was hier passiert? Ist Ihnen das wirklich klar?

Ist Ihnen klar, dass sich das doofe Volk aus Bequemlichkeit in eine tödliche Abhängigkeit von den Leuten und ihren Institutionen begeben hat, denen es sein sauer Erspartes anvertraut, seine Lohn- und Gehaltszahlungen, seine geschäftlichen Transferleistungen? So sehr, dass diese, wenn Ihre Gaunereien wie am Beispiel von Lehman Brothers, der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, offen zutage treten, dann plärren sie das Lied „To big to fail“ und bemühen im Refrain ihrer Kakophonie gebetsmühlenartig die unsägliche Vokabel „Systemrelevanz“.

Um auf die eingangs zitierte Geschichte von der jungen Frau und ihren € 15.000 zurückzukommen: Natürlich könnte man bei dem Bankangestellten guten Willen vermuten. Vielleicht wollte er die junge Frau davor bewahren, irgendwelchen Schwindlern aufzusitzen. Wie oft hoben schon alte Leute viel Geld ab, weil sie auf den Enkeltrick reingefallen waren. Aber dann kann man seine Absicht mit ein paar erklärenden Worten kundtun. Dieser Kassierer jedoch verdient nichts anderes als die fristlose Kündigung – genauso wie sein Brötchengeber. „Wer die Butter hat, wird frech!“, sagte schon der große Tucholsky. Dann müssen wir Ihnen halt die Butter wieder wegnehmen. Wasser und Brot haben schon manchen wieder zu der Besinnung kommen lassen, die ihm Hybris, Gier und Anmaßung vernebelt haben.

25. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
13.09.2020