Frau
General, wohin marschieren wir?
B. St. Fjøllfross
Es klingt noch furchtbar
in unseren Ohren, wie der unselige Reichspropagandaminister
und Gauleiter von Berlin, Dr. Goebbels, nach der Machtergreifung
der N.S.D.A.P. höhnisch verkündete, der Rechtsstaat
„Weimarer Republik“ habe den Nationalsozialisten
erst die Mittel zu seiner eigenen Beseitigung an die Hand gegeben.
Der Mann hatte auf teuflische Art und Weise recht!
Nun stellt ein einfacher preußischer Soldat, welcher einer
Rede von Frau Generalbundesanwältin Monika Harms aufmerksam
zuhört, fest, daß Deutschland sich zweiundsechzig
Jahre nach Kriegsende wiederum in einem Zweifrontenkrieg befindet.
Die Aussicht ihn zu gewinnen ist verhalten zu beurteilen. Diesmal
geht es gegen einen inneren und einen äußeren Feind.
Der innere Feind, das sind die Radikalen, vornehmlich die oftmals
anencephalen Anbeter des Dritten Reiches. Der äußere
Feind, das ist das international organisierte Netz des islamisch
verbrämten Terrorismus.
Zu der Frage, wie sich die Organe, die sich mit dem Schutz des
Vaterlandes befassen, dieser letzteren Herausforderung zu stellen
gedenken, nahm Frau Generalbundesanwältin Harms am Dienstag,
dem 06. März 2007 im Saal des Oberlandesgerichtes Brandenburg
an der Havel vor der Juristischen Gesellschaft e. V. Stellung.
Frau Harms hielt einen durchaus interessanten Vortrag über
etwa anderthalb Stunden.
Mich erinnerte die Rede der hochgebildeten, eloquenten und sehr
resolut wirkenden Dame an einen Lagebericht, dessen Fazit in
etwa lauten mochte: „Durchhalten, Kameraden! Die Situation
ist ernst aber nicht hoffnungslos. Und übrigens: Kapitulation
kommt nicht in Frage!“
Kommt sie auch nicht. Doch die Front rückt unaufhaltsam
näher.
Es ist eine erbarmungslose Front. Jeder, der die geopolitische
Entwicklung aufmerksam verfolgt, wird die fürchterlichen
Anschläge von New York, Madrid und London vergegenwärtigen.
Unvergessen sind die Kofferbomben in deutschen Regionalexpreß-Zügen
im letzten Jahre, die eines winzigen Dilettantismus’ beim
Zusammenbau wegen nicht explodierten und damit die Heimat an
einer nationalen Katastrophe vorbeischlittern ließen.
Der Feind arbeitet nach den Methoden der Diversanten. Kleine
unauffällige, schwer zu ermittelnde Einheiten, die sich
manchmal sogar spontan formieren, schaffen eine Bedrohungslage,
der wir beinahe hilflos gegenüberstehen. Hier rollen keine
Panzer, Lenkraketen sind hier völlig witzlos. Statt dessen
sagen lose gruppierte Einzelkämpfer unserem Gemeinwesen
den Kampf an, die unsere Werte und unser Rechtssystem verachten,
es gleichwohl aber vor ihren Karren spannen, sobald sie doch
einmal überrascht und gefaßt werden.
Frau Generalbundesanwältin entwickelte vor dem gebannt
lauschenden Auditorium die Ansätze, mit denen die Bundesregierung
dagegen halten will. Sollen diese Ansätze aber auf dem
Fundament des Rechtsstaates verbleiben, so werden die angedachten
Maßnahen aberwitzig teuer, ja nachgerade unbezahlbar –
die Personaldecke bleibt dünn, die Jurisdiktion entscheidet
aus rechtlichen Erwägungen oft gegen effektive Ermittlungsmaßnahmen
und die Instanzen hauen sich noch viel häufiger gegenseitig
die Beine weg. Die Fanatiker mögen sich kribbelig lachen.
Die von der Frau Generalbundesanwältin zitierte Verfahrensposse
gegen den Terrorismus- Verdächtigen Mounir al Motassadeq
machte deutlich, daß die blinde Dame Justitia mittlerweile
in Ermangelung jeglichen Augenkontaktes mit den Erfordernissen
der Realität hauptsächlich damit beschäftigt
ist, Fallen zu legen, in die jeweils nur eine Beute hineinstolpert,
nämlich – sie selbst. Die irrsinnigen Bomber raufen
sich die Bärte vor Vergnügen.
Die Frau Bundesanwältin erwähnte in ihrem Vortrag,
daß die Justiz mit ihrer Arbeit verpflichtet sei, stets
und ständig das Vertrauen des Bürgers in den Rechtsstaat
sicherzustellen. Diese Forderung resultiert aus der klugen Überlegung,
daß sich eine Justiz, die der Basis durch den Bürger
verlustig geht, die sich statt dessen zu einer elitären
Paragraphenausdeutungs- und -kommentierungsgesellschaft entwickelt,
auf Dauer gesehen nicht wird behaupten können. Das geflügelte
Wort: „Recht und Gerechtigkeit sind zwei ganz verschiedene
Paar Schuhe“ sind der Schierlingsbecher jedes demokratischen
Gemeinwesens.
An diesem Punkt nun setzt der Balanceakt für die Justiz
und das rechtsstaatliche Gemeinwesen an: Gibt man rechtsstaatliche
Grundwerte zugunsten einer effektiven Abwehr auf, kann niemand
sagen, wann die Grenze zum Willkürapparat überschritten
wird und sich die Demokratie auf diese Art ihr Grab schaufelt.
Hält man dagegen über Gebühr an diesen Prämissen
fest, so wird es den Feinden der Demokratie über kurz oder
lang ein Leichtes sein, das Gemeinwesen bis zu seinem Zusammenbruch
zu zersetzen. Die Strategie ist dieselbe wie bei den Mikroben,
die das gesunde Zellgewebe zwingen, bis zur eigenen völligen
Destruktion für die Eindringlinge tätig zu werden.
Das triste Exempel um das im Falle Motassadeq komplett ausgespielte
OLG Hamburg mag diesen Sachverhalt hinreichen illustrieren.
Haben wir wirklich nur noch die Wahl zwischen Scylla und Charybdis?
Glauben Sie uns, wir werden die weitere Entwicklung mit brennendem
Interesse verfolgen; mit dem Interesse des Ertrinkenden nämlich,
der die wahnwitzige Hoffnung hegt, ihm mögen im letzten
Moment noch Kiemen wachsen.
Wir wissen, daß uns der Feind um Größenordnungen
voraus ist, und die Maschinerie unserer Strafverfolgung von
Tag zu Tag schwerfälliger wird. Und so blieb mir am Ende
des Vortrages nur noch, das gereichte Sektglas müde zu
erheben und zu murmeln: „Heiliger Cocceji, hilf uns armen
Deutschen. Es sieht düster aus in den Ländern, denen
Du einst Deine Reformen beschertest. Wir wollen unsere Demokratie
behalten und weder schnauz- noch vollbärtigen Irren gestatten,
Frauen wie unsere Generalbundesanwältin an den Herd und
unter die Burka zu zwingen!“