Macrons Bankrotterklärung
Michael L. Hübner. Havelsee.
Einer geht vor der Zeit, der nächste kommt! Das ist an sich schon ein
Zeichen für eine instabile politische Gemengelage in einem Staatswesen.
Das aber just der kommt, der soeben demissionierte – das zeigt, dass
der Laden am Kollabieren ist.
Macron weiß nicht mehr weiter. Sein Spezi Sebastien Lecornu warf das
Handtuch nach vier Wochen – prompt kommandiert ihn Macron zurück – und
der Esel trottet auch folgsam wieder ins Hotel de Matingnon.
Die Tricolore sollte die Farbe Blau gegen Lila austauschen – Lila –
der letzte Versuch.
Wenn es Lecornu diesmal wieder vergeigt, dann wackelt der Thron im Élysée
ganz erheblich. Dann dürfte auch Macrons letzte präsidiale Stunde geschlagen
haben.
Lecornus Aufgabe gleicht die dem Ausmisten der Ställe des Augias. Nicht
zu machen. Nicht ohne Gottes direkte Intervention!
Denn die Franzosen haben die Faxen dicke. Kennt man die westfränkischen
Vettern und meint, das sei schon ein potentielles Weltuntergangsszenario,
dann sollte man sich festhalten, denn es kommt noch dicker. Die Nationalversammlung
fetzt sich beinahe jeder gegen jeden.
Die beiden extremen Ränder wollen gleich am Mittwoch mit einem Misstrauensantrag
in die zweite Amtsinhaberschaft von Lecornu hinein grätschen. Kommt
das durch, dann war’s das mit ihm und seinem Herrchen aus dem Élysée
gleich mit.
Ohne König können die Franzosen irgendwie nicht. Heute heißt das Amt
„Präsident der französischen Republik“ und ist mit dem des deutschen
Bundespräsidenten nicht mal entfernt zu vergleichen. Die Machtfülle
des Präsidenten der Grande Nation ist überwältigend. … dementsprechend
aber auch dessen Vulnerabilität.
Denn der französische Präsident ist so eine Art Königssubstitut. Warum?
Weil das Königtum in allen französischen Republiken so übel konnotiert
war und nicht selten entweder im Irrsinn oder auf der Place de Greve
endete.
Doch das Königtum /die Präsidentschaft ist wie über eine unsichtbare
starre Achse mit dem französischen Volk verbunden – speziell mit der
Bevölkerung von Paris, die noch einmal eine Extrakategorie darstellt.
Schwächelt die Krone, dann blinkt schon das Rasiermesser der Revolution.
… in Lande des Gallischen Hahns schwächelt sie, weil die Nationalökonomie
Frankreichs wieder einmal am Rande des Abgrunds laviert.
Klar, verglichen mit ihren ostfränkischen Vettern vom anderen Rheinufer
jammern die Westfranken auf hohem Niveau. Aber sie jammern. Das birgt
Sprengstoff. Zumal die Franzosen drei mal nicht begreifen, warum sie
den Gürtel enger schnallen sollen, wenn doch ihr König Macron so viele
Milliarden Euro in der Ukraine verpulvert.
Wofür? Damit sich die Yankees deren Schwarzerde und die seltenen Erden
unter den Nagel reißen. Was haben denn die einfachen Franzosen davon?
Was hatten sie von den Reichtümern der Kolonien, außer den Anblick der
Prachtbauten in den zentralen Arrondissements von Paris und jetzt die
exilierte Bevölkerung der ehemaligen Kolonien in den Banlieus des Mutterlandes,
assoziiert mit einem sagenhaften Kriminalitätsindex von um die 60 in
den großen Metropolen Paris, Grenoble, Marseille …?
Der Ressemblement National braucht sich nur noch auf seine 89 von 577
Stühlchen in der Nationalversammlung zu hocken und darauf warten, dass
das Land erntereif ist.
Man hört sie jetzt schon die Sicheln und die Sensen wechseln und die
Dreschflegel aus dem Schuppen holen. Denn lange währt das nicht mehr.
Macrons aberwitziges Beharren auf einem Premier, der nur dafür steht,
dass er keine stabilen Mehrheiten auf seine schon rein rechnerisch und
staatsbuchhalterisch notwendige Politik zusammenkitten kann, ist das
sichere Zeichen dafür, dass demnächst die Farben blau und rot aus der
Trikolore entweichen und nur noch eine weiße Fahne über dem Élysée aufgezogen
wird.
Spätestens an diesem Tage werden sich dann die Brüsseler Bürokraten
verzweifelt nach neuen Jobs umtun müssen und voller Erstaunen feststellen,
dass die EU-Mitgliedsländer, die von ihnen über Jahrzehnte hinweg in
den Ruin geschurigelt wurden, keine Jobs mehr vorhalten.
Rosige Aussichten, fürwahr!
Was dann passieren wird? Niemand weiß es – viele ahnen es: Europa bricht
auseinander und es wird sein wie in der Endzeit des Dritten Reiches,
als Himmler Geheimverhandlungen mit den Schweden aufnehmen wollte.
So werden die einzelnen Mitgliedsstaaten ihre Parlamentäre nach Pressburg
und nach Budapest schicken, damit sie in Moskau schön Wetter für die
Wiederaufnahme der Energielieferungen erbetteln. Sie werden die Ukraine
lauthals verfluchen, in deren Erde ihre jeweiligen Staats- und Volksvermögen
auf nimmer Wiedersehen begraben liegen.
… und sie werden wieder verzweifelt mit gen Himmel gestreckten Schwurfingern
heulen: Nie wieder! … wobei man sich darauf verlassen kann, dass in
zwei Generationen wieder alles vergessen sein wird und der ganze Zirkus
von Neuem beginnt.
Aber dann spielt es für die große, weite Welt keine Rolle mehr, weil
der Alte Kontinent dann keine Rolle mehr spielt. Jedenfalls keine größere,
als die von irgendeiner Dritte-Welt-Autokratie.
Nur auf eines sollte man vorher noch achten: Dass man nämlich dem verrückten
Starmer in London und Macron in Paris die Atomwaffen wegnimmt. Auf einem
instabilen gesellschaftlichen Boden gedeihen Atompilze nämlich besonders
prächtig.