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BILD zum 60sten!

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider versäumte ich es, mich schriftlich gegen den Einwurf Ihres Blattes anläßlich Ihres 60. Jubiläums zu verwahren. Wie Sie bereits meinem Duktus entnehmen können, gehöre ich schwerlich Ihrer Zielgruppe an. Daher bitte ich Sie eindringlichst, inskünftig von derlei Aktionen in meinem Falle abzuzsehen. Ich bedaure die sinnlose Vernichtung von ungezählten Ster und Klaftern Holzes, denn wer immer sich in meinem Bekanntenkreise zu Ihrem Einwurf äußerte, erklärte mir mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht, er oder sie habe das Blatt mit spitzen Fingern sofort in den Abfall gefeuert. (In meinem Falle war das zugegebenermaßen ebenfalls der Fall - nehmen Sie's nicht persönlich.) Sie haben den überwiegenden Teil der deutschen Bevölkerung als Konsumenten sicher - aber sehen Sie es mir nach, dass ich mich von dieser Fraktion aus Gründen der persönlichen Selbstachtung vehement distanziere. Im Übrigen spreche ich Ihren Redakteurs meine Hochachtung aus. Besser als sie hat es kein Kollege begriffen, wie man das bildungs- und kulturresistente Volk dazu bewegt, jeden Morgen seine Groschen aus der Tasche zu kramen. Ich bewundere wohlgemerkt die Kunst, nicht das Resultat. Daher bitte ich Sie noch einmal, mich nicht mehr zu kompromittieren, indem eine BILD aus meinem Briefkasten lugt.

Ich danke für Ihr Verständnis

Ihr ergebener Bajun

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Bild schrieb reotur:

Sehr geehrter Bajun,

vielen Dank für Ihre Meinung zu unserer Aktion „BILD für Alle“.

Wir bedauern, dass wir Sie nicht von unserer Aktion überzeugen konnten. Wir danken an dieser Stelle erneut für Ihr offenes Feedback.

Mit freundlichen Grüßen

Axel Springer AG

Axel-Springer-Str. 65

10888 Berlin

Axel Springer AG, Sitz Berlin, Amtsgericht Charlottenburg, HRB 4998 Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Giuseppe Vita Vorstand: Dr. Mathias Döpfner (Vorsitzender) Jan Bayer, Ralph Büchi, Lothar Lanz, Dr. Andreas Wiele

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Hat BILD mein Schreiben gelesen? Eher nicht, oder? "Sehr geehrter Bajun?" Ich müsste mit BILD Bruderschaft gesoffen und gemeinsam Schweine gehütet haben, dass ich ihnen gegenüber auf die Anrede "Herr" verzichtete. Das sieht mächtig nach einem Automatismus aus. Na, üben wir uns in Milde! BILD muss wohl auf Millionen gleichgearteter Beschwerden antworten. Das kann auch so ein großes Haus wie der Axel-Springer-Verlag nicht so ohne weiteres leisten.

Was ist denn BILD? Diese Gazette ist ein Panzer, eine gewaltige Waffe, die von einigen wenigen Schlauen gegen den Rest der oberen Zehntausend scharf gehalten und dann und wann abgefeuert wird. Der Panzer besteht aus der Masse des Pöbels, der von den Bildredakteuren gesteuert wird, wie ein Kapitän und seine Brücke-Crew einen Ozeantanker steuert. BILD ist das täglich ausgestellte Armutszeugnis der deutschen Nation, deren große Masse des Volkes der Bildung und Kultur abgeschworen und sich nunmehr schamlos in ihren primitiven Instinkten suhlt. BILD ist der verlängerte Stammtisch. BILD ist der Offenbarungseid einer einstigen Kulturnation, deren Vertreter sich zu Tode geschämt hätten, wären sie mit diesem Blatte unter dem Arm gesehen worden.

Soll der Landbote BILD gratulieren? Oder sollen wir eine geruhsame Rente wünschen? Nein, weder das eine noch das andere: Wir wünschen dem deutschen Michel "gute Besserung!"

22. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
25.06.2012