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Haiku, 天川/雲のみおにて/はやけれは/ひかりとゝめす/月そなかるゝ ama no kawa / kumo no mio nite / haya kereba / hikari todomezu / tsuki zo nagaruru Wenn die Wolken unter dem nächtlichen Himmel dahin jagen, so scheint selbst der Mond zu schwanken, in seinem wechselnden Licht Anonymus Das Anliegen dieser Seite ist es,
einige meiner liebsten Haikus vorzustellen. Analog zu den japanischen Gemälden und Zeichnungen wird auch hier auf Detailversessenheit, wie sie aus dem europäischen Raum geläufig ist, verzichtet. Mit wenigen Pinselstrichen wird eine Situation vorgestellt, die sich im Kopf des Betrachters - und das ist das Entscheidende - vollenden soll. Das Haiku ist in allen seinen Ausdrucksform ein Kind des Zen-Buddhismus und hat während der Zeit der Blüte des Zen seinen größten Entfaltungen erlebt. Die ganz Großen der Haiku - Dichtung waren unter anderem Matsuo_Bashoo, Buson, Shiki und mein persönlicher Dichtergott Kobayashi Issa. Er war der Vivaldi des Ostens, der Vivaldi der Dichtkunst, welcher die erstarrte und zu verkrusten drohende Form des kleinen Dreizeilers mit seiner wuchtigen und doch so verspielten Sprache aufbrach und ihm Leben von einer Frische einhauchte, wie sie niemals zuvor auf diese Art und Weise vermittelt worden war. Issa war zeit seines Lebens ein armer Teufel gewesen, der mit großen persönlichen Schicksalsschlägen fertig zu werden hatte. Dem intimen Kenner seiner Biographie offenbart sich dies in einigen wenigen seiner Haikus. Eines beispielsweise dichtete er anläßlich des frühen Todes seiner geliebten Tochter. Trotz allem scheint aus fast jedem seiner unsterblichen Verse die Sonne eines Großen Herzens, einer Großen Seele. Einer Seele, die auch mit der scheinbar geringsten Kreatur mitfühlt und ihr als Mitbewohner dieser Erde allen schuldigen Respekt zollt. Wer Issa inhaliert, den kann eigentlich keine Schwermut oder Melancholie anstecken. Denn Issa wies mit seiner unerreicht lustig-liebevollen Art auf die unbedingte Schönheit des Lebens, mögen dem noch so viele Widrigkeiten entgegenstehen. Er war ein unverbrüchlicher Optimist und ein einfacher, guter Mensch. Der geringste unter seinen Jüngern, Akinokawa Michi san, sagt hiermit seinem verehrten Meister über zweihundert Jahre hinweg seinen Dank. Dank für für den Frohsinn, die Schönheit und das leise Lachen, das ihm aus einer kleinen Hütte in der Stadt Kashiwabara der japanischen Präfektur Nagano am anderen Ende der Welt entgegenhallt. Oshoo san, arigattoo gozaimas! Hinweis Mit der Anmeldung
des Preußischen Landboten bei der Deutschen Bücherei in Leipzig
mußten die Haikus leider um die zur Referenz zitierten Seiten gekürzt
werden, deren Bestandteil die Gedichte der japanischen Großmeister
wie unter anderem Issa, Buson, Bashoo, Shiki und andere enthielten. Wir
bedauern diesen Schritt unendlich. Leider aber steht die Gier Einzelner
der Kultur, die doch eigentlich das Gemeingut der Menschheit sein sollte,
immer wieder erfolgreich im Wege. Wir verfügen nicht über die
Mittel diese Gier zu bekämfen oder uns gar mit ihr zu arrangieren.
Wir weichen ihr aus...
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003 |