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Der Stechlin

"die blaue Glasperle der Mark

Sonderartikel

K. K. Bajun

Wie ein Lächeln
Dein Glitzern die Seele umspielt-
verzauberter See im Norden.

Akinokawa Michi

...dein Glitzern die Seele umspielt...

Im Norden der Mark Brandenburg liegt versteckt inmitten alter Wälder ein verzaubertes Kleinod - ein tiefer, aber glasklarer See - der Stechlin.

 

Der See von Osten nach der Halbinsel

Ein Zauber geht von ihm aus, der schwer zu beschreiben ist. Natürlich ist man versucht, sich der Worte Fontanes zu bedienen, der diesem Wasser einen Abschnitt seiner "Wanderungen durch die Mark" gewidmet hat. Gut und schön. Aber ich befürchte, auch Fontane wird dieser Perle unter den märkischen Seen nicht gerecht. Dazu sah er ihn zu kurz und zu selten. Wer sich jedoch einmal in den Stechlin verliebt hat, der wird zu ihm hingezogen, wieder und wieder und immer wieder.

Der Stechlin

Manche werden glauben, seine Einzigartigkeit lasse sich auf sein glasklares Wasser reduzieren, das Sichttiefen von durchschnittlich neun bis zehn Metern ermöglicht. Die daraus entstehenden Lichtspiele sind unvergleichlich. Von diesem glasklaren Wasser hat der Stechlin auch seinen Namen. Denn Steklo bedeutet im Slawischen Glas - er ist also der "Gläserne". Daß in dem Ort Neuglobsow an seinem Ostufer Jahrzehnte lang eine prosperierende Glasbläserei angesiedelt war, kommt vielleicht nicht von ungefähr. Der See selbst wird wohl eine überragende Inspirationsquelle für die Schöpfer schönen Glases gewesen sein.

Über die Nordbucht

Mag ja alles sein, das mit dem Roten Hahn, der auf seinem Grunde wohnen soll. Man lese es selbst in Fontanes "Wanderungen durch die Mark, Band 1 - Die Grafschaft Ruppin, Abschnitt: Die Menzer Forst und der Große Stechlin" nach. (Was das Geflügel in 68,5m [in Worten achtundsechzig Komma fünf Meter]Tiefe verloren hat, ist mir ein Rätsel. Ich persönlich bevorzuge die keltische Version von der Dame des Sees, die mir im übrigen indirekt erschienen ist - ich schwör's!) Auch daß der See, wie Fontane zu berichten weiß, geopolitisch aktiv wird und weit entfernte Erdbeben anzeigt, will ich nicht in Abrede stellen. Aber seine eigentlichen Mysterien birgt der See an anderer Stelle. ER hat Charakter, er hat Ausstrahlung, er bezieht die Wälder, die ihn umspielen, umkränzen, mit ein. ER spricht zu denen, die es verstehen ihm zuzuhören. Aber es bedarf der Achtung vor ihm. Es bedarf des Respekts, den ihm sicher auch die Limnologen darbringen, die sich an seinem Südufer niedergelassen haben. Was Limnologen sind? Seenforscher! "Limne" ist griechisch und bedeutet "See". Auch sie werden wissen, daß man ein solches Naturwunder zwar mit Meßdaten erfassen, aber kaum beschreiben kann.

Stechlin im Sturm

 

Seit dem Ende der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts ist der See und seine Umgebung Naturschutzgebiet. Wer also Ruhe und Beschaulichkeit sucht, hier dürfte es nicht schwer fallen, beides zu finden.

Von den Seenkundlern erfahren wir, daß der Stechlin etwa 97 Millionen Kubikmeter Wasser faßt, die eine Oberfläche von circa 4 1/4 Quadratkilometern bedecken. Wandert man an seinen Ufern entlang, legt man gut 13 Kilometer zurück, wenn man denn die Halbinsel mit dem "Hölzchen" im Osten mit einbezieht. Das ist der eigenwilligen Form des Stechlin geschuldet, von dessen Mitte vier Buchten abgehen: Eine große nach Norden, zwei parallele etwas kleinere nach Westen, sowie die kleinste nach Osten, der Ortschaft Neuglobsow zugewandt. Sie ist wohl dennoch die Bekannteste, beherbergt sie doch den großen Strand, die Tauchbasis, die ortsansässige Fischerei, und den Bootsausleihsteg.

Bei den Mönchseichen, die den Übergang zwischen der Sonnen- (Nord-)bucht und der Nordwestbucht markieren, liegt die Wüstung Stammstechlin. Das alte, ebenfalls wüste Dorf Stechlin lag am Ausgang der Nordwestbucht, an der sogenannten "Katz". Das liegt unterhalb des ehemaligen Kernkraftwerkes Rheinsberg, das seit 1995 stillgelegt und demontiert wird. Aber das nur nebenbei.

Durchschnittlich ist der See so um die 22m tief, zwischen der Halbinsel und der Bucht im Osten jedoch gibt es eine Bank, da kann man mitten im See laufen, so flach ist es.

Im Südwesten führt der Polzowkanal nach Rheinsberg zu, zum benachbarten Nehmitzsee. Eine wunderschöne kleine Fußgängerbrücke überquert den lauschigen Fließ.

Die Brücke

Sein Wasser erneuert der See auf natürlichem Weg alle vierzig Jahre. Die Limnologen nennen ihn einen oligotrophen See. Wieder griechisch: "oligo" = "wenig"; "troph" = "ernähren", "Nahrung". Er ist also ein nährstoffarmer See. Aha! daher seine Klarsichtigkeit. Entstanden ist er vor rund zwölftausend Jahren, nach der Weichseleiszeit.

Während dieses Glacials lagen kilometerdicke Eismassen über der märkischen Landschaft. Man kann sich das Ganze vorstellen, wie heute in Grönland oder der Antarktis. Diese gigantischen Gletscher formten die Erde unter sich und gestalteten ganze Landschaften. Die Geschiebe, die sie beim Schmelzen ablagerten, gaben der Tundra ein zusätzliches Gepräge. Sander entstanden, Grund- und Endmoränen und Urstromtäler; Flüsse wurden geboren und Seen. So auch die Mecklenburgische Seenplatte, in deren Einzugsgebiet wir uns am Stechlin befinden. Heute liegt sein Wasserspiegel ca. 60 m über dem Meeresspiegel, seine tiefste Stelle also 8,5 m unter dem Meeresniveau.

Also gut! Soviel zu seinem "Steckbrief". Wie ich schon erwähnte - seinen Zauber muß jeder für sich ergründen.

Wer das möchte, findet den See nördlich von Berlin. Die Bundesstraße 96 fährt man bis Gransee oder bis Fürstenberg an der Havel. Dann nach Westen in Richtung der Ortschaft Menz. Man findet in einer Kurve auf der Hälfte des Weges die Abfahrt nach Neuglobsow. Wenn man vom 16km entfernten Rheinsberg kommt: Richtung Fürstenberg/ Menz und wieder nach links, Richtung Neuglobsow.

Als Logis empfehle ich aus persönlicher Zuneigung und von Herzen das Fontanehaus

Das Fontanehaus im Winter mit "Fontanelinde"

in der Fontanestraße, an dessen Rückseite auch die Linde steht, unter der der märkische Dichter und Schriftsteller bei seinem Aufenthalt am Stechlin gesessen hat. Das liebenswerte Ambiente, die schöne Unterkunft, das nette Personal - geführt von den Herren Schindler und Ramin, die Nähe zum See - es stimmt einfach alles.

Ich gestatte mir, der Empfehlung die Adresse dieses Hauses beizufügen:

Gaststätte und Pension "Fontanehaus"
Fontanestraße 1
16775 Neuglobsow
Fernruf: +49 33082 649-0
Telefax: +49 22082 649 21

http://www.fontanehaus.com

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eMail: info@fontanehaus.com

zur Dame vom See

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© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003