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Hessenwahl- die unendliche Tragödie aus dem Kasperletheater zu Wiesbaden


Don M. Barbagrigia
Das Stück, das die Wiesbadener Puppenbühne der SPD aufführt, wird unerträglich. Der SPD-Abgeordnete Hermann Scheer, der unter Frau Ypsilanti nun nicht mehr Minister werden kann, droht Frau Dagmar Metzger mit dem Rauswurf aus der Partei, weil sie ihrem verbrieften Recht eines Abgeordneten auf Gewissensentscheidung folgte. Etwas öffentlich Undemokratischeres wird man lange suchen müssen in der Republik. Das hat schon diktatorische Züge. Ja mehr noch. Die SPD Fraktion, die aus machtpolitischen Erwägungen dem Wortbruchspfad ihrer designierten Ministerpräsidentin Ypsilanti folgte, verhält sich just wie die alte Garde der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, mit deren Sukzessoren sie eine Zusammenarbeit doch im Vorfeld der Wahlentscheidung so heftig ablehnte. Das ist Volkskammer-Tradition! Das ist unwürdig. Das ist schäbig. Das ist schändlich! Scheer soll gehen! Dieser Mann hat bewiesen, daß es ihm nur um die persönliche Macht zu tun ist. Er ist kein Demokrat. Er ist kein brauchbarer Abgeordneter, sondern ein Totengräber der Demokratie.
Wir waren dafür, daß die SPD mit den Linken redet. Aber nicht aus dem Grunde, daß die SPD-Bonzen Pfründe absahnen können, sondern weil DIE LINKE mittlerweile zum demokratischen Spektrum gezählt werden muß und selbst der hessische Volkswille diesen Umstand anerkannte. Doch die SPD entschied sich zu diesem Schritt aus einem anderen, für jeden Idioten zu durchschauenden Grunde: Purer Machtgewinn! Pfui Teufel!
Auch wenn das den durchaus reellen Gepflogenheiten in der deutschen Nachkriegsdemokratie entspricht, sozusagen der real existierenden bundesdeutschen parlamentarischen Demokratie – dieses Schlierentheater so unverblümt aufzuführen, ist ein so unsagbarer Schandfleck, daß einem übel wird.
Sollte die SPD noch einen Rest Ehre im Leibe haben, dann jagt sie die mit 99% zustimmenden, mit einem Mandat begabten Stimmstatisten, dieses unwürdige Rudel von Jasagern und Abnickern und Pfründenjägern aus dem Wiesbadener Hohen Hause, mitsamt Frau Ypsilanti und dem Meister Scheer vorne weg.
Dagmar Metzger ist ihrem Gewissen gefolgt. Wir haben das zu respektieren. Wir haben das zu ehren. Diese Dame sollte in das Parlament einziehen und die Stimmenmasse ihrer elenden und wortbrüchigen Fraktion auf sich vereinigen. Denn diese haben sich ein für alle Mal disqualifiziert.
Nun wird Hessen von einem abgewählten, dennoch geschäftsführenden Ministerpräsidenten Koch weiter regiert werden. Herrn Koch gelten mitnichten unsere Sympathien. Aber unter diesen Umständen ist das wohl die beste Lösung.
Wir fordern die Landesverbände der SPD auf sich von ihren hessischen Genossen mit Ausnahme von Frau Metzger und deren Parteigängern zu distanzieren, vor ihnen auszuspucken, wenn ihnen ihre Ehre und ihr Ruf und ihre Wählbarkeit bei den kommenden und anstehenden Wahlen in Bund, Ländern und Gemeinden lieb ist.
Nach der Befürwortung der Kriegsanleihen im Jahre 1914 und den vom Bluthund Noske losgelassenen Knüppelgarden der Berliner Polizei hat sich die SPD nicht so mit Schande bedeckt. Armer Willi Brandt, armer Kurt Schumacher, armer Herbert Wehner, armer Helmut Schmidt, armer Erich Ollenhauer… wir könnten den Kanon aufrechter Genossen endlos fortsetzen, deren Andenken diese unerträgliche Tragödentruppe in Wiesbaden und im Berliner Tiergarten mit ihren dreckigen Stiefeln getreten haben.
Mit dieser SPD ist nichts mehr anzufangen. Es ist an der Zeit, daß sich in Deutschland eine neue, noch nicht korrumpierte Parteienlandschaft links von der Mitte formiert.
Denn wenn diese SPD bestehen bleibt, wenn die die künftigen Standards des Umgangs mit der Macht definiert, dann kann sich die höchst verschuldete Bundesrepublik Deutschland den sauteuren Wahlrummel sparen, das Geld besser in die Sanierung des Staatshaushaltes stecken und mit der Regierungsbildung ein paar Herren aus Palermo beauftragen. Die führen wenigstens ein effektiveres Regiment und kommen gar nicht erst auf die Idee unzählige Millionen Euro für politischen Mummenschanz und Betrug am Wähler aus dem Fenster hinaus zu werfen.

11. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2008