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Pilzsuche

für S. K.

erzählt von Kotofeij. K. Bajun
Es war einmal eine kleine Purzelsau, deren Ohren hingen ihr ständig vor den Augen, so dass sie nichts sehen konnte. Ihr zur Seite humpelte ein alter, halbblinder Kater an einem Krückchen aus Weidenrute. Die beiden stolperten durch ein Waldstück nahe der großen Autobahn. Es war Herbst und sie suchten Pilze. Wann immer sie Menschen sahen, so sahen sie in volle Körbe und lachende Gesichter. Die beiden Tiere versuchten den Menschen aus dem Wege zu gehen. Sie hatten nicht viel mit ihnen gemein. Die Menschen grölten durch den Wald. Das war den beiden kleinen Viechern nichts. Zu viel Lärm, zu viele volle Körbe - in den Händen anderer. Ein paar Pilze nur hätten auch sie glücklich gemacht. Für ein Freßchen nur. Aber alles, was sie nach Stunden des Umherirrens fanden, war ein kleiner Pfifferling und eine stattliche Marone, die von den Maden auch schon für sich entdeckt worden war. Unwillig grunzte die kleine Sau. Der Kater mühte sich verzweifelt etwas zu finden. Es schien, als würden die Pilze, deren verführerischer Duft sich mit dem harzigen Odeur des Waldes mischte, regelrecht vor ihnen fliehen. Nur die fetten, ekelhaften Spinnen, die sich ihre gigantischen Radnetze zwischen den Kieferstämmen gesponnen hatten und nun auf die umherschwirrenden Insekten lauerten, waberten im Überfluss im Walde herum. Obwohl diese Netze zu Tausenden im Weg der beiden Tiere hingen, wollten sich die elenden Dasen und Mücken in ihnen nicht verfangen. Das einzig Schöne war der Gesang der Vögel hoch oben in den sich knärzend im Herbstwind wiegenden Kieferkronen. Während das Schwein noch mit seinem Rüssel die Moosballen umwühlte, um vielleicht doch noch einen schmackhaften Pilz zu erschnüffeln, blickte der alte Katzenmann mit seinem einen, noch guten Auge versonnen hinauf, dorthin, wo lichte weiße Wolken, rasch vom Wind nach Südosten getrieben, unter dem strahlend blauen Himmel dahinsegelten. Dann angelte er sein leergebliebenes Körbchen, in dem nur das stumpfe Messerchen hin und her rutschte. "Kumm man, Swieneken kumm! Kumm schnell! Na kumm!" rief er leise nach seinem Schwein, "lat uns mal tau Hus goahn. Denn jivvt dat wull all wedder dampigte Tüffeln för di und för mi een Scheeleken Milk un 'n beten Truckenfudder.“ Mürrisch unterbrach das Schweinchen sein Gruffeln und trabte, links und rechts mit dem Rüssel noch mal den Waldboden pflügend, in Richtung des alten Katzenwagens. Langsam zuckelten sie in Richtung des Kobens, in dessen einer Ecke der kleine Katzenkrüppel sein Nest hatte. Auf der Chaussee wurden sie von vielen großen stinkenden Karossen überholt. Aufpassen mussten sie, dass sie nicht in den Straßengraben abgedrängt würden. Wen interessierte schon ein kleines Schwein und ein armer alter Kater in einem klapprigen Bollerwagen, dessen Räder eierten und dessen Achse qietschte, dass das Schweinchen glaubte, der Wagen rede mit ihm! Als sie niedergeschlagen und traurig fast schon an ihrer Stalltüre waren, kamen ihnen wieder zwei Menschen entgegen, die ihre Fahrräder schoben. Am Lenker und auf dem Gepäckständer waren geflochtene Bastkörbe befestigt. Fahren hätten die Menschen nicht können, sonst wären ihnen unterwegs all die vielen schönen Pilze herausgefallen...


Zeichnung: Kotofeij K. Bajun, 2009

S 1. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009

15.03.2009