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Ein Mann und sein Esel
Michael Kessler und Elias punkten für den rbb

Kotofeij K. Bajun
Mitunter kommt er ja etwas farblos einher, etwas altbacken, dröge und hölzern - der rbb und man schaltet 'rüber zum Mitteldeutschen Rundfunk, der mit spektakulären Formaten wie der "Geschichte Mitteldeutschlands" aufwartet. Aber dann, dann fährt der rbb das schwere Geschütz auf: sie lassen den Michael Kessler mit seinem Esel Elias auf Reisen gehen. Von Berlin geht’s an die Ostsee – zu Fuß. Es wärmt das Herz. Der Kessler Micha ist ein sympathischer Mann, der die Menschen, die er unterwegs trifft, aufschließt mit seiner entwaffnenden, absolut nicht aufdringlichen Offenheit. Das Eselchen ist sein Kamerad, er selbst ist ein einfacher Zeitgenosse, der selbst allerdings über ein gewaltiges Wissen verfügen muß. Er pranzt nicht damit. Aber es blitzt durch, wieder und immer wieder. Er fragt. Aber wenn man intelligente Fragen stellen will, dann muss man wissen. Und immer wieder trifft er Leute unterwegs, die ihm Auskunft geben, für ihn da sind, ihn unterstützen – der hilfsbereite Osten – noch lebt er! Das Eselchen Elias hilft ihm, signalisiert den Menschen: Der da kommt, der will dir nichts Böses. Der kommt nicht vom Finanzamt. Es ist ein sublimer Humor, der dem Fußreisenden anhaftet. Und er macht es von innen her – aus dem Herzen. Vierzehn Tage streift er durch das Land. Ein vergessenes Land. Aber Heimat doch. Unsere Heimat, die einzige, die wir haben. Michael Kessler gebührt das Verdienst, dieser Heimat nicht nur ein Gesicht zu geben, er macht deutlich, warum wir diese Heimat einfach lieben müssen. Unprätentiös geht er zu Werke.
Das letzte Bild: Ein Mann und sein Esel schauen sie aufs Meer hinaus. Der Mann ringt mit Tränen, denn diese Szene bedeutet Abschied. Er schmiegt seinen Kopf gegen den des grauen Kameraden. Das hier ist kein Kitsch. Das ist ganz großes Kino, denn es ist echt. Das verzichtet auf große Gesten, auf Schwulst, auf Pathos. Wir müssen nicht unsere rosaroten Träume projizieren – wir können es mitleben. Genau darauf kommt es an. Wir erleben es mit, wir leben es mit.
Den halt' dir warm, rbb! Der Michael Kessler ist dein Trumpf-As im Ärmel. Ihr seid kein reicher Verein, viel Bewegungsfreiheit für Hochbudget-Produktion habt ihr nicht – aber dieser Mann beweist, wie man mit wenig Geld alles reißt und alle anderen Sendeanstalten samt ihrem Programm aus dem Rennen schlägt. Denn wenn Michael Kessler und Elias wandern, dann legt man die Fernbedienung ganz weit weg, aus Angst, aus Versehen draufzukommen und umzuschalten. Dann gehört alle Aufmerksamkeit, alle Begeisterung für diese Zeit nur einem Sender: dem Rundfunk Berlin Brandenburg, dem rbb in der Berliner Masurenallee.

 
B
9. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
15.10.2011