Philosophie
Der Preußische
Landbote hat sich zum Ziel gesetzt, in verschiedenen Artikeln zum
gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Tagesgeschehen Stellung
zu nehmen. Teils geschieht dies in essayistischer Form, teils werden
Korrespondenzen abgedruckt, in denen dieser Anspruch zum Ausdruck
kommt.
Es heißt, Ideale sind wie Sterne - man kann sich nach Ihnen
orientieren - sie aber niemals erreichen.
Objektivität ist ein solches Ideal.
In all seinen Veröffentlichungen wird sich der Preußische
Landbote jedoch um einen Kurs bemühen, der nach schonungsloser
Objektivität ausgerichtet ist und möglichst großen
Abstand zu Trivialität und Gefälligkeitsliteratur hält.
Beifall ist schön, aber der Landbote betrachtet ihn nicht als
essentiell. Rosseau meinte, daß die Ehre des Beifalls sowieso
nur selten dem Würdigsten, eher dem Geschicktesten zuteil werde.
Merkantile Geschicklichkeit ist unsere Sache nicht! Soll sie auch
nicht sein - denn sie verdirbt nur allzuoft den geraden Charakter!
Der Preußische Landbote ging aus den "Kampfschriften"
hervor, die ihre Zielsetzung schon im Namen trugen. Diese Tradition
soll gewahrt bleiben. Als kämpferisches, herausforderndes und
provokantes Magazin möchte der Landbote den klassischen Kynismus
(Zynismus) wieder zu Wort kommen lassen, dessen Vertreter aus menschen-freundlichen
(philanthropischen) Erwägungen heraus in der Antike eine bissige
philosophische Lehre entwickelt haben.
Die Kyniker bissen also, um auf offensichtliche oder gut versteckte
Mißstände im menschlichen Wesen aufmerksam zu machen. Diese
Mißstände sollten für jedermann erkenn- und damit
bekämpfbar sein. Natürlich ist das eine gewaltige Illusion.
Wie im Kopf der Gazette schon zitiert, sind die Metastasen der menschlichen
Dummheit weitestgehend therapieresistent.
Dennoch ist es dem suchenden, ja vielleicht auch eine Spur faustischen
Menschen nicht gegeben, sich mit dieser Tatsache ein für alle
mal abzufinden.
Möglicherweise muß man sogar anerkennen, daß alle
Versuche, einem Don Quichote gleich gegen die Mühlen der gemeingefährlichen
Dummheit und des Vorurteils, der Selbstbezogenheit und des von vielen
Menschen vorgetragenen Unfehlbarkeitsgetues anzurennen, nur eine Spielart
der eigenen Auseinandersetzung mit dieser bedrückenden Realität
sind.
Das soll keineswegs bedeuten, daß sich diejenigen, die im Landboten
mit ihren Beiträgen zu Wort kommen, über Ihre Mitmenschen
zu erheben gedenken, oder gar sich der Attribute ledig wähnen,
die in den nachfolgenden Schriften so erbittert bekämpft werden.
Jeder Mensch, der diese fordernde Bezeichnung verdient, ist, vielleicht
mit Ausnahme Buddhas, Zeit seines Lebens ein Suchender. Suchen impliziert
immer auch irren. (Wenn der Weg zweifelsfrei klar ist, bedarf es keiner
Suche.) Insofern sollen die Beiträge im Landboten natürlich
zu kontroverser Debatte provozieren und zu Diskussionen herausfordern.
Eine kritische Resonanz unter der Sache wohlwollendem Aspekt ist also
durchaus gewünscht. Wenn diese Resonanz ein gewisses qualitatives
Mindestmaß nicht unterschreitet, wird der Landbote sich freuen,
diese Artikel abzudrucken.
Fjö