Hymne
an die Arbeit
(Heinrich Seidel, 1842-1906)
Arbeit! Arbeit! Segensquelle;
Heil und Ehre deiner Kraft,
die aus Finsternis die Helle,
Edles aus Gemeinem schafft!
Aus dem Wirken quillt das Rechte,
aus dem Schaffen keimt das Echte,
wehe, wenn die Tat erschlafft.
In der müß'gen
Stunde Gähnen
stirbt das letzte Fünkchen Muth,
träge in den kranken Venen
schleicht das böse schwarze Blut;
tiefer Gram umwölkt die Stirne,
Wahnsinn brütet im Hirne,
bis das Herz im Tode ruht.
Mensch, was dich auch
immer quäle,
Arbeit ist das Zauberwort,
Arbeit ist des Glückes Seele,
Arbeit ist des Friedens Hort!
Deine Pulse schlagen schneller,
Deine Blicke werden heller,
Und dein Herz pocht munter fort.
Völker! Lasst, das
Murren, Klagen
über Götzendienerei;
wollt ihr einen Götzen schlagen,
schlagt den Müßiggang entzwei!
Nur die Arbeit kann erretten,
nur die Arbeit sprengt die Ketten,
Arbeit macht die Völker frei!
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