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Bärenhatz
Europas fataler Kurs gegen Moskau

Kotofeij K. Bajun
Wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin um!

Was geht nur in den Köpfen dieser irrsinnigen Strategen vor? Die erste journalistische Grundregel lautet: „Folge der Spur des Geldes!“ Denn das wichtigste Agens, das den Nackten Affen umtreibt, ist die Gier nach der Macht – und Geld ist das Fundament jeder Macht. Doch führt uns das zur Beantwortung der Frage, warum die Nato-Spitzen so erpicht sind, das Moskauer Bärchen zur Weißglut zu treiben?

Wir werden sehen. Zunächst einmal liegt es auf der Hand, dass das Streben nach Macht in zwei Komponenten zerfällt – das Ringen um die Macht und – wenn man sie denn erworben hat – den Erhalt der Macht.

Beides erfordert in aller Regel Kampf mit allen Mitteln. Das ist es, was wir momentan wieder einmal im Herzen Europas beobachten können.

Ausgerechnet in Warschau, dem alten katholischen Erzgegner des Dritten Roms, tagen die Nato-Spitzen und beschließen, den Kreml zu ärgern. Sie wollen drei bewaffnete Bataillone nach Osten entsenden, angeblich, um die baltischen Staaten und Polen zu beschützen. Na gut – realiter sind die drei Kohorten für Russland ein schaler Witz. Aber sie sollen nicht ihre Kampfkraft repräsentieren, sondern ein Signal aussenden. Da im Kreml seit jeher keine Idioten sitzen – Maljuta Skuratow war wohl deren letzten einer – kommt das Signal selbstredend an. Und: Väterchen Zar, seine Generals und die Bojaren ärgern sich. Just genau das ist es, was das westliche „Verteidiguns“bündnis beabsichtigt.

Fadenscheinig wird behauptet, die baltischen Staaten treibe die Angst um, die Rote Armee würde wieder einmal einmarschieren! Mutmaßlich unterstellt man im Nato-Hauptquartier zu Brüssel dem gemeinen Europäer den Intelligenzquotienten eines Roggenbrotes. Damit allerdings könnten die Nordatlantiker möglicherweise recht behalten. Den meisten Intelligenzallergikern, die das unverdiente Privileg genießen, im sagenhaft reichen Europa geboren zu sein und noch als Verlierer der Gesellschaft vergleichsweise in Luxus leben, kann man buchstäblich jeden Mist erzählen.

Da wird die Mär vom frechen Raub der Krim wieder und wieder bemüht. Damit der europäische Michel es auch ja hübsch brav mit der schlotternden Angst vor den „mongolisch-bolschewistischen Untermenschenhorden“ bekommt. Dieses uralte Propagandabild ist immer noch so tief verwurzelt.

Mein Gott, das ist ja zum Gähnen. Jeder, der mit der russischen Geschichte einigermaßen vertraut ist, weiß, wie die Krim einst zu Russland gelangte und wie sie zu einem Zeitpunkt an die Ukraine verschenkt wurde, als niemand ernsthaft eine Zukunft ohne Sowjetunion in Betracht zog.

Die Ukraine hat sich von Russland separiert. Weil die Ukraine gierig ist nach westlichem Wohlstand, setzt sie in ihrer Anbiederung nach Westen auf die im Rahmen des Hitler-Stalin-Paktes von Polen geraubten westlichen Landesteile. Lemberg und Galizien sollen die Brücke nach Europa schlagen und dafür geben die heillosen Ukrainer auf, dass Kiew die Mutter der russischen Städte ist, dass die Ukraine dem orthodoxen Erbe von Byzanz verpflichtet ist.

Und – Kiew überwirft sich mit Moskau. Verrät es. Ärgert den Kreml bis zur Tobsucht. Führt Krieg mit den Russen. Es ist zum Heulen. Und die Westeuropäer lassen wieder einmal keine Gelegenheit aus, den Russen wieder die alte Verachtung unter die Nase zu reiben! Wie seit eh und je!

Osteuropa hätte Angst vor Russland! Das ist lachhaft. Die Deutsche Wehrmacht hat Russland überfallen. Nicht umgekehrt. Und viele Osteuropäer, allen voran die Balten, haben dieses Jahrtausendverbrechen tatkräftig unterstützt. So sieht das aus. Russland hätte allen Grund, den Westen und seine Aggressivität zu fürchten. Russland hat keine Angst, denn es hat im Gegensatz zu den Amerikanern noch keinen Krieg verloren. Die Yankees aber verloren jeden, bis auf den amerikanisch-mexikanischen Krieg von 1846 bis 1848. Die wenigen Kriegsschauplätze, von denen sie siegreich heimkehrten, ließen sie sich von anderen bereinigen oder hausten rabiat bis zum Abwinken.

Doch darum geht es gar nicht mal in erster Linie! Wichtig ist, dass Kriegstreiber in der Geschichte jedes Mal dann Konjunktur haben, wenn sich die innenpolitische Situation verschärft und die eigene Machtbasis aufweicht. Genau das geschieht gegenwärtig in den USA und bei ihren westeuropäischen Satrapen.

Diese nun, Deutschland voran, begreifen in ihrer grenzenlosen Dummheit nicht, dass Russland die natürliche Schutzmacht Europas ist – und nicht die absaufenden Cowboys. Insbesondere zwischen dem preußischen Berlin und Moskau dürfte kein Blatt Papier passen. Aber weit gefehlt – die Lobby- und amerikahörige Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel ist nicht in der Lage, aus ihrer eigenen Biographie adäquate Schlussfolgerungen zu ziehen.

Nein, unter einem fadenscheinigen und substanzlosen Vorwand rüstet diese verantwortungslose Politikerin Deutschland wieder verbal und militärisch gegen Russland auf, schwächt damit die demokratischen und progressiven Kräfte des Riesenreiches und stärkt mit ihrer törichten Vorgehensweise alle nationalistischen, antieuropäischen Dämonen zwischen Bug und Pazifik.

Die Mahnungen des klugen und verständnisreichen Außenministers Dr. Frank-Walter Steinmeier verhallen ungehört oder bestenfalls von bissigen, aggressiven, giftigen und blödsinnigen Äußerungen kommentiert.

Paris, wo bleibt Dein Verstand? Wo? Warum interveniert der Élysée-Palast nicht! Warum wird am Eiffelturm nicht auf die unverbrüchliche Achse Paris-Berlin-Moskau insistiert?

Die baltischen Staaten fühlen sich bedroht? Wie viel zahlt ihnen Washington für dieses mulmige Gefühl? Denn es ist ja hanebüchen! Die Russen haben seit dem Ende des letzten Krieges Pillau und damit einen eisfreien Hafen an der Ostsee. Das ist alles, worum es ihnen geht. Was sollte sie denn im Baltikum noch locken? Das Gold oder das Erdöl Litauens, Lett- und Estlands? Gut, jetzt haben wir auch ein bisschen gelacht. Und auch Polen dürfte nicht im Focus des Bären sein. Natürlich frisst er eine gefundene Wurst, wenn sie nur von einem Fuchs bewacht wird. Da wollen wir uns ja keinen Illusionen hingeben. Die Russen sind ja keine besseren Menschen. Aber wenn ein ganzes Wolfsrudel um diese Wurst herum knurrt, dann trabt Miescha seiner Wege.

Und wohin trabt er? Nach Osten! Bis er – und das ist für Deutschland und Europa der schlimmste anzunehmende Unfall – den Drachen zu Peking trifft und ihm die Branten reicht. Dann ist es vorbei mit dem alten Kontinent, der nicht nur dabei ist, sich selbst zu zerlegen, sondern darüber hinaus bereits seit langem sein Tafelsilber verkauft.

Die Europäer degenerieren sich zu einer bedeutungslosen Halbinsel am westlichen Rande des eurasischen Kontinents. Doch geben sie sich bei diesem Prozess nicht damit zufrieden, langsam und gemächlich zu verarmen, um irgendwann wieder in präkarolingische Völkerraufereien zu verfallen – wie denn der Balkankrieg in den Neunzigern des Zwanzigsten Jahrhunderts einen kleinen aber umso bittereren Vorgeschmack lieferte. Nein, sie wollen jetzt offensichtlich auch einmal das Joch der Sklaverei und des Ausgeplündertwerdens durchleben, was sie ja Jahrhunderte lang allen anderen Völkern der Welt zugemutet hatten. Die Chinesen werden nicht zartfühlender mit den Langnasen umgehen, die ihnen einst so fürchterlich zusetzten. Und das Bärchen hilft nicht mehr! Denn es ist ja von der westeuropäischen Idioteska zielgerichtet und planmäßig ins chinesische Lager getrieben worden.

Und die Amerikaner? Die haben sich seit jeher nur für Landstriche interessiert, aus denen es für sie etwas herauszuholen gab. Was hätte ihnen ein bis zur Bedeutungslosigkeit geschwächtes Europa noch zu bieten? Außerdem geht es auch mit den Amerikanern seit Jahren kontinuierlich bergab. Und zwar im Steilflug. Die Völker des Globus wehren sich in zunehmendem Maße gegen ihre Beraubung durch die USA. Seit Vietnam ist die Botschaft bei jedem Dschungelkrieger angekommen, dass Flugzeugträger und Marines für die Yankees bei asymmetrischer Kriegsführung vollkommen witzlos sind. Demzufolge fällt den USA der Zugang zu den Rohstoffquellen dieser Welt, um die sie nun auch noch zu allem Übel mit dem rasant aufstrebenden Reich der Mitte konkurrieren müssen, mit jedem Tag schwerer.

Die USA, die nur noch durch ihre permanent Amok laufenden Polizisten, bigotte Tee-Partei-Ex-Gouverneusen von Alaska und einen offensichtlich psychisch gestörten Präsidentschaftskandidaten Schlagzeilen produzieren, werden ebenfalls mit jedem Tage unattraktiver. Damit wird sich auch weniger und weniger Geist in die Vereinigten Staaten verirren, der dort sowieso schon ein seltenes Gut ist. Die USA als Bündnispartner der Europäischen Restunion sind in absehbarer Zeit nur noch als Totalausfall zu bewerten. Vergessen wir sie!

Die einzige Lösung wäre ein kompletter Paradigmenwechsel in der europäischen Außenpolitik, wäre ein Schulterschluss mit dem Kreml. Russland wollte seit einem Jahrtausend nichts anderes, als von Europa als dazugehörig anerkannt zu werden. Würde sich Europa von seiner idiotischen Arroganz lösen können, und Russland nicht länger diesen Respekt und diese Anerkennung verweigern, so hätte es keinen verlässlicheren und treueren Bündnispartner gegen den Rest der Welt.

Denn die Russen verzeihen. Die Russen agieren mit dem Herzen, nicht mit dem Geldbeutel wie Amerikaner und Chinesen. Es ist aber wohl Europas Schicksal, immer zu spät aufzuwachen. Sei's drum! Auch das gehört zur Dynamik der Geschichte. Einst brachte es Zar Michail Gorbatschow auf den Punkt: "Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren. Und wer die vom Leben ausgehenden Impulse - die von der Gesellschaft ausgehenden Impulse aufgreift und dementsprechend seine Politik gestaltet, der dürfte keine Schwierigkeiten haben, das ist eine normale Erscheinung."

Diesem weisen Orakel folgend, dürfte sich Europas Zukunft im Angesicht dieser verbohrten Dummheit erledigt haben. Was soll's. Dann kommt eben wieder etwas Neues. Besser aber wird es wohl kaum.

24. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
11.07.2016