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Wisch
und Weg J. -F. S. Lemarcou Ein Gott hatte Erbarmen und sandte uns die Meldung über den Ticker, dass eine Putzfrau im Dortmunder Ostwall-Museum eine Installation, Skulptur oder weiß der Teufel was versaut hatte, nachdem sie einige Kalk-Flecken an dem mit 800.000 Euro versicherten Holzgestell mit Gummibottich von Martin Kippenberger weggeschrubbt hatte. "Wenn's anfängt, durch die Decke zu tropfen" hieß das Gerät, das uns an den Versuch des Nachbaus eines in seiner Funktionsweise unverstandenen Optischen Telegrafen durch einen Sechsjährigen erinnert. Das Werk sei irreversibel zerstört. Bei uns knirschen
derweil die Dielen, weil wir uns schier vor Lachen auf ihnen wälzen.
Herr Barbagrigia japst etwas von 1988 und Joseph Beuys und wir erinnern
uns der legendären Putzfrau, die seinerzeit einem Fettfleck akribisch
zu Leibe rückte und damit den selbstverliebten Hutträger samt
seiner abgedrehten Jünger zur Verzweiflung trieb. Denn die Putzfrau
ist ja keine Kunstbanausin, Vandalin oder mutwillige Zerstörerin.
Sie ist eine sehr gründliche, penible Putzfrau, die ihre Arbeit ernst
nimmt und präzise ausführt. Wir ziehen den Hut vor der Dame.
Es ist nicht ihre Schuld, dass ihr sicher bodenständig gebliebener
Geist offenkundigen Unsinn eben nicht anders interpretieren will, als
er sich darstellt: nämlich als offenkundiger Unsinn! Boshafterweise
könnte man mutmaßen, das für das oben erwähnte Thema:
"Wenn's anfängt, durch die Decke zu tropfen" so mancher
Vertreter dieser Art Kunst nur sein eigenes – nein, nicht lorbeergekröntes
– Haupt ausstellen müsste, um diesen Satz hinreichend zu illustrieren. In eine Hölle, in der wir das Gefühl nicht los werden, dass entweder ein intelligenter Künstler seinen Schabernack mit uns treiben will oder uns ein Umnachteter mit dem Auswurf seines verworrenen Geistes quält. Konservativ zu sein schließt Eklektizismus nicht aus. Dieser Profilneurotiker aber wird man wohl nie Herr werden. Das beste, was uns diesbezüglich passieren kann, ist eine gewissenhafte Putzfrau, die den Krempel einfach wegwischt. |
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
05.11.2011