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Schulschwänzer
Zu einer Schlagzeile der BZ am 26.Februar 2004

B. St. Fjøllfross

Sehr geehrte Damen und Herren,


Etwas Beschämenderes, Skurrileres, Unsinnigeres als Ihre Headline vom Donnerstag, dem 26. Februar 2004 war lange nicht mehr zu konstatieren. Wir betonen an dieser Stelle, wir nehmen Bezug auf Ihre Schlagzeile, nicht den Artikel selbst.
Sie titeln sinngemäß: Endlich greift einer durch. Vater von Schulschwänzerin, die dem Unterricht über drei Monate ferngeblieben ist, wird zu einer Geldstrafe verknackt.
Begreifen Sie eigentlich selbst den ganzen Blödsinn, der dieser vielgesichtigen Bankrotterklärung innewohnt?
Wir sind ein satirisches Journal. Aber dieser Aufmacher entzieht sich jeder Satire. Hier möchte man nur noch dreinschlagen!

1. Seit den 68ern verstummen die Töne nicht, die autoritären Erziehungsmustern die Legitimität absprechen. Dabei weiß jeder Idiot, daß Kindern ein Grenzen auslotendes Verhalten immanent ist, sie diese einfordern und seelisch verwahrlosen, wenn ihnen diese im Verlauf ihrer Entwicklung vorenthalten werden. Da das gesellschaftliche Zusammenleben Grenzen erfordert, kommt es spätestens mit dem Erreichen des gesellschaftsverantwortlichen Alters zum unvermeidlichen Bruch und zu schwerwiegenden Konflikten.
2. Welche Erziehungshandhabe bleiben denn Eltern heute noch bei therapieresistenten und unbeschulbaren Kindern? Bei rigiden Maßnahmen werden die Eltern ganz fix selbst zur Zielscheibe staatlicher Verfolgung. Irgendwelche hysterischen und ewig klugscheißenden, säuselnden und seiernden Sozialfachleute verwandeln sich ruckzuck in geifernde Inquisitoren um vermeintlich die Interessen der Kinder zu schützen. Die armen wehrlosen Kinderchen dürfen ihren Ernährern ungestraft gegen das Schienbein treten. Das ist dann ein Zeichen ihres Unwohlseins, das man ändern muß, indem man ihnen ein Ohr abkaut oder ihnen noch mehr Zuckerwasser in den Arsch bläst. Kriegen die Blagen was hinter die Löffel, greift der Kadi ein.
3. Welche Kontrollmöglichkeiten haben berufstätige Eltern über das Verhalten ihrer mißratenen Früchtchen? Hä? Was schlagen Sie denen vor?
4. Gut, nehmen wir an, die Polizei begleitet das faule Mägdelein in die Schule und bleibt vor dem Klassenraum stehen, damit sie nicht während des Unterrichts entwischt. Und jetzt paßt sie angestrengt auf, was? Jetzt ist sie bekehrt, wie? Menschenskind, die wird auf stur schalten und Löcher in die Luft glotzen. Die will nicht, kapiert ihr das nicht? Alles, was die will, ist ein faules, fettes Leben in den Tag hinein, das ihr durch die fleißige und harte Arbeit ihrer Mitmenschen ermöglicht werden soll. Aber soweit denkt die nicht mal. Sie will nur haben, haben, haben – aber nichts dafür tun!
5. Den Richter schelten lohnt an dieser Stelle nicht. Der kann nur im Rahmen der ethischen und juristischen Vorgaben urteilen, die ihm die Gesellschaft diktiert. Ist er ein integrer Mann, wirft er den Bettel hin und verdient seine Brötchen anders. Ist er clever, wird er zum Opportunisten und kassiert weiterhin sein Richtergehalt und macht seinen Job. Das ist unsere Meinung.
6. Was soll die dämliche Geldstrafe des Vaters? Wohin kommt das Geld? Wem kommt es zugute?
Keine Kritik ohne Lösungsvorschlag!
Der unsrige heißt: Bootcamps. Oder Erziehungsanstalten, die sich diesem Vorbild verschreiben. Mit deren Hilfe die Gesellschaft klarstellt, daß sie auf Parasiten von eigenen Gnaden keinen Wert legt. Wenn einer unverschuldet ins Elend kommt, ist die Solidargemeinschaft gefordert. Asoziale Schmarotzer müssen dagegen nicht hofiert, sondern in die Schranken gewiesen werden. Harte körperliche Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft, auf deren Taschen sich diese Früchtchen ein schönes Leben zu machen gedenken. Damit sie sehen, was sie anderen abverlangen. Denn von irgendwo muß er ja kommen, der Lebensunterhalt solcher Leute! Für jeden Blinden, Querschnittsgelähmten, Schwachsinnigen sind wir bereit zu arbeiten. Nicht so für Schmarotzer und Faulpelze!
Und wenn jetzt die Pietisten aufjaulen, diese Maßnahmen seien unmenschlich und mit der Würde des Menschen unvereinbar, so halten wir dem unsere Überzeugung entgegen, daß die Würde des Menschen gleichwie die Majestät der Könige zwar angeborenes Gut ist, das aber erst durch ein gesellschaftskonformes Leben verteidigt werden muß. Sie ist unveräußerlich, aber sehr wohl verlustfähig. Kinderschänder, Vergewaltiger, Raubmörder beispielsweise haben sich selbst dieses Gutes benommen. Asoziale, soweit nicht krankhaft veranlagt, sind auf dem Wege das zu tun. Sie zu korrigieren, wenn’s Not tut auch mit harter Hand, würde bedeuten, endlich mal hart durchzugreifen. Nicht einem Vater oder einer Mutter Geld abzuknöpfen. Eine solche Entscheidung ist an Dummheit nicht mehr zu überbieten. Denn sie ändert nichts. Sie verbittert nur.

2. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2004