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Tiefer See bei schwerem Wetter
20. Tollensesee-Schwimmen

S. M. Druckepennig
Er ist ein wundervoller See – weiß Gott, der Tollensesee südlich von Neubrandenburg. Die letzte Eiszeit hat ihn geschaffen. 10 km misst er in Nord-Süd-Richtung, zweieinhalb Kilometer beträgt seine Breite von West nach Ost. Zwischen Alt Rehse und Neu Nemerow, dort, wo die alte Johanniter-Feldscheune aus dem 14. Jahrhundert steht, ist er in der Mitte beinahe 35 m tief. Sein Name leitet sich von der wendischen Bezeichnung "im Tale gelegen" her und er gab einem slawischen Hauptstamm, den Tollensern, den Namen.

Just dieser See ist seit zwanzig Jahren Austragungsort des jeweils im August stattfindenden Tollensesee-Schwimmens. Organisiert wird es von dem Ballonfahrer Andreas Golze, der, ursprünglich aus der Stadt des Großen Kurfürsten stammend, nunmehr in der Reuter-Stadt Stavenhagen seine Zelte aufgeschlagen hat.

Beim Tollensesee-Schwimmen geht es nicht um eine Platzierung. Es ist der Spaß an der Freude, ebenjene zwei Kilometer zu durchschwimmen, die den Reichsärztekammer-Ort Alt Rehse von dem vorgenannten Neu Nemerow trennen.

Das zwanzigste Tollensesee-Schwimmen allerdings spornte die acht Teilernehmer aus Bayern, Brandenburg, Schwerin, Mecklenburg und Neubrandenburg doch zu einem straffen Schwimmtempo an. Als die Unentwegten am 15. August 2015 um Punkt 15.00 Uhr ins Wasser stiegen, strahlte noch ein blauer, leicht wolkiger Himmel über dem See. Doch die Wettervorhersage drohte mit einem Sturmtief mit Regen, Blitz und Donner, das sich zügig von Südosten näherte. Noch vor dem Start kabelte die entzückende Fee Frau Nancy F. aus der Chur- und Hauptstadt eine entsprechende Warnung nach Norden.

Herr Katz aus Brandenburg an der Havel winkte ab und meinte, es sei keine Gefahr! An dem obligatorischen Autobahn-Stau am Dreieck Wittstock müsse auch diese Unwetterfront unweigerlich scheitern.

Irgendwie jedoch gelang es dem Gewittersturm, die unzureichende Infrastruktur Brandenburgs zu ignorieren. Als Herr Katz etwa Dreiviertel des Wegs hinter sich gebracht hatte, so gegen 15.40 Uhr, begann sich der Himmel über dem südlichen See böse und tiefdunkelblau zu verfärben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt reute es Herrn Katz, ausgerechnet dieses Mal nicht – wie sonst üblich – gemogelt zu haben: Die geliebten Flossen waren zuhause geblieben! Der See hingegen, der begann etwas kabbeliger zu werden, ließ Herrn Katz Reserven mobilisieren, von denen er nicht einmal etwas ahnte. Und just nachdem er seinen Fuß auf das rettende Ostufer setzte, schlug Donar mit seinem Hammer Mjöllnr am Westufer zu und der See schäumte mit wütenden Kronen.

Ein großes Kompliment aber spricht der Preußische Landbote dem erst 14jährigen Prinzen Richard von Stavenhagen aus, der erstmals am Schwimmen teilnahm und sich bravourös bewährte.

Herr Katz, halbblind und daher sich um etwa 100 m verschwimmend, meisterte die Strecke übrigens in 55 Minuten. Er war nicht der Erste. Geschlagen wurde er von einem über siebzigjährigen Bajuwaren und dessen im 25. Lebensjahre stehenden Töchterleins. Chapeau, Madame e Monsieur! Wir hingegen freuen uns, dass Herr Katz dem Landboten und der besorgten Fee Nancy F. aus der Chur- und Hauptstadt erhalten blieb.

Sport
1. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
21.08.2015