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Pfeiferhänslein in Not

Steht Julian Assange vor der Auslieferung an die Yankees?



Don M. Barbagrigia. Wiesbaden.
Nein, es geht an dieser Stelle nicht um den revolutionären Hirten Hans Böhm, der um seiner Predigten willen 1476 zu Würzburg den schrecklichen Feuertod erleiden musste. Darum sollten wir vielleicht besser vom Pfeifer-Julian sprechen. Die Briten wollen ihn also vorerst noch nicht ausliefern. Zu beneiden ist Julian Assange trotzdem nicht. Viele Leute, die ihn kennen, ziehen seine Persönlichkeit in Zweifel. Doch das hat er definitiv nicht verdient. Mittlerweile sitzt er – ohne Urteil – seit über 14 Jahren fest. Erst in der Botschaft von Ecuador, nun in einem britischen Gefängnis. Warum? Weil er es wagte, die Yankees als hundsgemeine Kriegsverbrecher zu demaskieren.

Er brachte es unwiderlegbar an den Tag, dass die Yankees auf ihren Kriegsschauplätzen, die sie allerwegen anzetteln, barbarisch hausen. Jeder andere Warlord muss ich vor dem Gericht im Haag verantworten – nicht so die Yankees. Die haben Narrenfreiheit auf diesem Planeten – die dürfen rauben, morden, foltern, vergewaltigen und stehlen, was das Zeug hält. Nürnberg? Dort mimten sie die Hüter von Recht und Gesetz. Das konnten sie ja auch, denn sie traten ja als Sieger und Ankläger auf. Wobei das mit dem Sieger so eine Sache ist – gesiegt hat die Rote Arbeiter- und Bauernarmee für die Yankees und alle anderen auch.

Ihr eigenen amerikanischen Strolche wird man hingegen solange nicht auf einer internationalen Anklagebank zu sehen bekommen, wie man Uncle Sam nicht seine Vampirzähne gezogen hat. Die Amerikaner sind unantastbar.

Warum aber jagen sie dann solche Leute wie Assange, Manning und andere Pfeifenbläser so unbarmherzig? Die verraten doch nichts Neues. Warum geifern die Demagogen von Fox News so vehement danach, Assange und dessen Kollegen sogar ohne Prozess zu liquidieren?

Die Antwort ist klar. Diese Pfeifenbläser beweisen der Welt, warum sich die USA weigern, dem Internationalen Gerichtshof beizutreten – weil nämlich die dort zu verhandelnde Zahl ihrer Verbrechen Legion wäre und sich die Haager Kriegsverbrechergefängnisse in einem Maße füllen würden, dass sie alsbald schier aus allen Nähten platzten und gewaltiger Anbauten bedürften.

Es braucht keinen richterlichen Urteilsspruch, wenn alle Welt die Wahrheit schwarz auf weiß nachlesen und die entsprechenden Bilder sehen kann. Wie sang Roger Waters in dem Pink-Floyd-Album „The Wall“: „The evidence before the court is incontravertable – there’s no need für the jury to retire …“ Amen.

Die USA haben jegliches moralisches Recht sich irgendwo zu Menschenrechten und zum Frieden zu äußern, seit Jahrzehnten unwiederbringlich verspielt, just so wie Deutschland. My Lai verjährt nicht, No Gun Ri verjährt nicht. Abu Ghraib verjährt nicht. Guantanamo verjährt nicht.

Die Schande des Empire ist, dass sie überhaupt darüber verhandeln, ob Assange ausgeliefert werden kann und dann auch noch zur Bedingung machen, dass die Yankees rechtsverbindlich garantieren, dass dem Delinquenten keine Todesstrafe droht. Aber unter sadistischen Bedingungen wegsperren bis an sein Lebensende – und das wäre für die rachsüchtigen Yankees gar kein Problem – das geht in Ordnung.

Assange – und das halten wir an dieser Stelle ganz klar fest – ist einem höheren Rechtsgut gefolgt. Das Aufdecken von Verbrechen muss immer Vorrang vor dem Schutz des Verbrechers haben.

Aber Recht hat nun mal, wer die Macht hat, solange er sie hat. Die Yankees haben die Macht – und solange sind Kämpfer wie Manning, Assange und Snowden in akuter Gefahr.

Was uns tröstet, ist der Umstand, dass nach dem Urteil aller Tendenzen, welche die Geschichte der Menschheit begleitete, die Zeit der USA abgelaufen ist. Ihre Ressourcen neigen sich dem Ende zu und damit auch die Möglichkeit der internationalen Einflussnahme. Irgendwann werden sie mit ihren veralteten Musketen über den Globus irrlichtern und von den Indios, den Negern und Kulis dieser Welt, die sie immer so gerne und postkolonial bestahlen und ihnen das Fell unbarmherzig über die Ohren zogen, nur noch ausgelacht, wie der Räuber Hotzenplotz, wenn dieser seinen rostigen Säbel zieht.

Man wird sie nicht mehr für voll nehmen und ihr heiliger Dollar wird kaum noch den Wert einer argentinischen Pesete haben.

Im Bible-Belt ist man doch so stolz auf seine fundierten Bibel-Kenntnisse. Dann schlagt mal eure Bibeln auf, Yankees: Es ist ganz interessant, was der Prophet Jesaja in Jesaja 13.6-22 orakelte. Aber nicht war, liebe unterbelichtete Yankees, was geht euch das an? Da ist von Babel die Rede, und der Herr, euer Gott wird die Meder gegen sie erwecken … la, la, la. Ich braucht auch keine Angst zu haben, dass der Araber nicht bei euch zelten wird. Nein, das betrifft euch nicht. Nicht euch – ihr seid doch Gotte eigenes Land. ...dachten übrigens die armen Juden auch mal, bevor die Worte ihrer Propheten auch an ihnen wahr wurden.

Assange, Manning und Snowden haben die Wahrheit aufgedeckt. Diese Wahrheit legt den Grundstein für euren Untergang – denn wer die Wahrheit zu fürchten hat, dessen Tage auf Erden sind gezählt.

Sperrt sie ein, bringt sie um! Macht mal! Macht sie auch noch zu Märtyrern der Wahrheit – mein Gott, Amerikaner, euer Ruf ist bereits restlos ruiniert. Diese sinnlose Gewalt gegen solche armen Leute macht euch endgültig zu verachtenswerten Monstern, die dreierlei demonstrieren. Erstens: Wozu braucht man Bildung, Feingefühl, Empathie und Diplomatie, wenn man einen 45er Colt in den Händen hält? Zweitens: Wer mit Kanonen auf Spatzen schießen muss, der ist definitiv am Ende. Drittens: Wer den wahren Verbrecher deckt und nicht bestraft, sondern statt dessen jenen jagt, der das Verbrechen öffentlich macht, ist der Mittäterschaft schuldig – und Herr im Himmel: Das seid ihr. Ihr seid schuldig vor Gott und den Menschen der übelsten Kriegs- und Gewaltanzettelung – just so wie wir Deutschen – rund um den Planeten, ihr seid schuldig am Stadion von Santiago und den Gräueln der DINA Pinochets, ihr seid mitschuldig an dem Leiden in der Ukraine, das ihr und niemand sonst in Szene gesetzt habt. Ihr seid schuldig am afghanischen Volk, dass nach den progressiven Sechzigern und Siebzigern jetzt wieder in der Steinzeit leidet und hungert, ihr seit schuldig an der großen Kulturnation der Perser, die um euretwillen nun die Mullahs nicht mehr los werden, ihr seid schuldig am … ach, wir könnten ewig so weiter schreiben. Wo ihr eure Cowboystiefel hinsetzt, hinterlasst ihr Not, Chaos, Leid und Sterben – tausendfaches Sterben.

Gottes eigenes Land …? Das Land der Tapferen? Wenn das stimmt, dann hatten die Manichäer Recht mit ihrer Theorie vom Demiurgen, welcher der eigentliche Satan ist. Und wie tapfer war das, den Indianern die Büffel weg zu ballern, diesen euch waffen- und organisationstechnisch hoffnungslos unterlegenen Kulturen das letzte zu nehmen, sie mit Cholera-verseuchten Decken und euren Remington-Gewehren zu dezimieren und den Rest dann in öde Reservate zu sperren, wo sie versoffen dahinvegetieren durften? Wie tapfer war das, einen Demokraten wie Mossadegh abzusägen und mit dem Tode zu bedrohen, weil euch die Gier nach dem persischen Öl das letzte bisschen Verstand vernebelte, was ihr noch hattet?

Wie tapfer kann das sein, Nationen, die euch nicht folgen, mit Sanktionen aushungern zu wollen und eure kriecherischen europäischen Vasallen zu zwingen, bei euren Bubenstückchen mitzutun? Zugegeben, die Canaillen von heute braucht ihr nicht mehr zu zwingen. Das sind keine Joschka Fischers mehr. Die gehören bereits zu eurer nativen Darmflora und haben nie etwas außerhalb eures Enddarms von der Welt gesehen.

Wenn ihr noch einen Rest Verstand hättet, dann würdet ihr die Pfeifenbläser feiern, die Verbrecher zur Rechenschaft ziehen, euch von denen und nicht von den Pfeifenbläsern distanzieren und euch nicht auf so schäbige Weise mit euren Kriegsverbrechern in gottloser Kumpanei gemein machen. Das gäbe euch eine erhebliche Menge an Achtung zurück. Aber so ....

Führungsnation der westlichen Welt? Das ist hoffentlich bald Vergangenheit. Wer sich von einem bewaffneten Verbrecher führen lässt, der folgt ihm nur unweigerlich in den Untergang.

Es wäre gut, wenn die Briten ihren britischen Kaufmanns- und strategischen Verstand benutzten – zumindest das, was davon noch übrig ist – und den Assange frei ließen. Und zwar dort, wo er vor eurem Zugriff sicher ist. Die Briten sollten sich ihrer alten Werte besinnen: Cleverness und Fairness. Auch die Briten sollten eine Möglichkeit zu ihrer Rehabilitation nicht leichtfertig verwerfen.

29. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
17.04.2024