Liebe Zaubermaus!
Zum 4. Geburtstag einer norwegischen Prinzessin

Heute, da in der Stadt Rom Hunderttausende die Straßen verstopfen, um dem heimgegangenen Heiligen Vater die letzte Ehre zu erweisen, heute hast Du Deinen Geburtstag. Nicht Deinen wahren, ich weiß. Aber es ist der Tag, an dem Du zu uns kamst. Es ist der Tag, an dessen Abend die Sonne aufging. Es wurde hell mit Deinem Erscheinen – denn ein Engel Gottes kam unter unser Dach.
Deine Güte, Deine Liebe und Dein völliges Erfüllen der Gebote, die Dein Gott Dir mit auf Deinen Lebensweg gab, ohne daß Du auch nur im Mindesten irgendeiner überspannten Frömmigkeit aufgesessen wärst – das alles brachte uns Dein Licht in unsere Seelen. Wie ein Leuchtturm über stürmischem und dunklem Meer leuchtet es uns seither und weist uns den Weg, wie auch wir die Tage, die uns noch bleiben, in einer größeren Zufriedenheit des Herzens leben können. Du vollbrachtest das Wunder, Blumen an der Stelle blühen zu lassen, die durch die unerhörte Wucht einer nuklearen Explosion für alle Ewigkeit verseucht schienen. Ist das nicht das Werk einer Heiligen?
Ich weiß, ich weiß. Niemals wird Dich der katholische oder orthodoxe Kanon berücksichtigen, und selbst die Buddhisten, die von allen Nackten Affen Deinen Wert noch am ehesten würden schätzen können, werden Dich nicht zu einer Gottheit erheben, kleine Fee. (Außer die Inder: Die haben Dir einen ganzen Tempel erbaut. Das lohne ihnen der Herrgott und alle Bewohner ihres hinduistischen Elysiums.)
Aber was macht das schon? Der Gott, der uns beide schuf, urteilt nach anderen Werten. Vor IHM ist die Dominanz, die sich der Nackte Raubaffe selbst anmaßt, weil Deine Mitgeschöpfe klug genug sind, ihm nicht zu widersprechen, ein lauer Windhauch. Wenn die verkommene Kreatur das Maul halten muß vor SEINEM Gerichte, dann wird Dein Stimmchen sich erheben. Und es wird mehr Macht in seinem zarten Wispern liegen, als das Gebrüll aller Raubaffen, die je diesen Planeten verseucht haben. Ihm, nicht denen, wird der HERR zuhören, Deiner Stimme und der aller Deiner Mitgeschöpfe, die SEINEN Willen taten und dennoch unverdient und furchtbar zu leiden hatten durch die Kinder Adams und Evas.
Und ich weiß, daß ich dann bei Dir Schutz finden werde, so wie ich mir Zeit Deines kurzen Lebens alle Mühe gegeben habe, Dich zu schützen.
Nun aber möge Deine Seele der Obhut der Schönen Dame vom Nil anempfohlen sein. Sie, die Deine letzten schweren Tage und Nächte bewachte, wird auch weiterhin ihre weiche und doch so mächtige Hand über Dich halten.
In unseren Gedanken aber werden Deine kleinen, so unendlich tiefen Äugelchen weiterleuchten durch alle Finsternisse, die uns noch auf unserer Lebensreise begegnen werden.

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