Zerbröselndes Geld
Don Miquele Barbagrigia
Die Aufmacher aller Tageszeitungen
zeigen sie, die Nachrichtensendungen überschlagen sich:
Schon 1600 20- und 50- Euro-Scheine sind aufgetaucht, die unter
den Händen der Menschen zerlöchern und zerbröseln.
Was ist das? Ein Fabrikationsfehler? Ein perfider Anschlag böser
Terroristen, die das Verhältnis der Bürger zum unentbehrlich
gewordenen Gelde unterminieren wollen? Ein erstes Zeichen für
das bevorstehende Ende von Sodom und Gomorrha?
Wir können das nicht beantworten. Was uns aber offensichtlich
scheint, ist, daß es sich bei diesem Phänomen um
einen Vorgang von hohem Symbolwert handelt. Ja, das macht eine
Inflation, eine unfähige Regierung, ein an Moral und Ethik
verkommendes Staatsvolk auch nicht anders: das Geld verliert
unter diesen Bedingungen seinen Wert – es zerbröselt.
Vielleicht nicht ganz so offensichtlich – vielleicht nicht
ganz so spektakulär. Aber dafür mit einer unheimlichen
Kontinuität.
Insofern sind die löcherigen Scheine unter Umständen
wirklich eine Art Menetekel.
Doch wie bei jedem vorangegangene Schriftzug an der Wand können
wir uns auch bei diesem ganz beruhigt zurücklehnen. Noch
nie hat die Menschheit aus ihren Fehlern gelernt, auf Warnungen
gehört. Mit Volldampf Kurs auf den Eisberg! Laßt
die Geldscheine ruhig zerbröseln. Wenn wir erst abgesoffen
sind, brauchen wir sie eh nicht mehr. Amen.